Niedrige globale Arbeitslosigkeit wird nicht von Dauer sein

Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) in Genf kommt in ihrer Trendprognose für 2025 zum Ergebnis, dass sowohl in Ländern mit niedrigem als auch mit hohem Einkommen die Arbeitslosenquoten wieder ansteigen werden.

Im Jahr 2024 trugen die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sowie eine straffe Geldpolitik zu einer Abschwächung der Weltwirtschaft bei. Dennoch blieb die globale Arbeitslosigkeit stabil bei 5,1 Prozent, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Die weltweite Jugendarbeitslosigkeit war dagegen mit 12,6 Prozent weiterhin hoch. Informelle Arbeit und Arbeitsarmut erreichten wieder das Niveau von vor der »Corona-Pandemie«, wobei Länder mit niedrigem Einkommen die größten Schwierigkeiten bei der Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze haben.

Die weltweite Beschäftigungslücke – die geschätzte Zahl der Menschen, die gerne arbeiten würden, aber keine Arbeit haben oder finden – erreichte 2024 eine Höhe von 402 Millionen. Darunter befanden sich 186 Millionen Arbeitslose, weitere 137 Millionen, die sich erfolglos bewarben, sowie 79 Millionen Menschen, die gerne arbeiten würden, aber aufgrund von Verpflichtungen, wie z.B. der Pflege von Angehörigen, daran gehindert wurden.

In Europa und Ostasien sanken die Arbeitslosenquoten, da sich die Volkswirtschaften weiter von der Pandemie erholten und sich an Handelsbeschränkungen und Sanktionen gegen Russland anpassten. Dieser Rückgang glich einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA aus, der durch den hohen Leitzins der Federal Reserve, die schwache Nachfrage und die geringere Einstellungsquote bedingt war.

Mit Blick auf die weitere Entwicklung geht die Internationale Arbeitsorganisation nicht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit so niedrig bleiben wird. Sowohl in Ländern mit niedrigem als auch mit hohem Einkommen ist bereits ein Trend in Richtung ansteigender Arbeitslosenzahlen zu erkennen. Trotz des Beschäftigungswachstums sind die Reallöhne in vielen Ländern aufgrund der anhaltend hohen Inflation gesunken. Die ILO sieht keine unmittelbaren Faktoren, die die zukünftigen Arbeitsmarktrisiken auffangen oder abmildern könnten.

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