Futūrum Germāniæ. Oder: Deutsche Zukünfte

Futūrum Germāniæ. Oder: Deutsche Zukünfte

Ein fortlaufender Bericht …

Das Deutschland des Jahres 2025 ist multimorbid. Naheliegenderweise leugnen die parteipolitisch herrschenden Kreise und ihre Entourage nachgelagerter Nettostaatsprofiteure (z.B. Beamten- und NGO-Komplex) die tatsächliche Lage. Oder sie versuchen diese schönzureden, da genau diese und keine andere ihr Ziel ist. Eine annähernd objektiv-neutrale Diagnose vor dem unterstellten Hintergrund eines »deutschen Interesses«, wenn es ein solches gäbe, hinterlässt indessen ein anderes Bild.

A. Die Zustände

Ein Gefühl des Niedergangs macht sich seit längerer Zeit breit. Spätestens jedoch seit dem als COVID-19-Pandemie inszenierten moraltechnologischen Ausnahmezustand. Das Gefühl, dass es mit der Gesellschaft in Deutschland und der industriellen Konkurrenzfähigkeit nach unten geht, hat objektiv-reale Gründe. Im Land klaffen mindestens drei Großbaustellen, an denen allerdings eher bewährte Substanz abgerissen, statt Innovatives errichtet wird: Demografie inkl. Masseneinwanderung, Bildungsmisere und Innovationsflaute sowie Energiewende und Infrastruktur. Umzingelt sind diese Großbaustellen von zahlreichen Störgrößen wie beispielsweise sinkender Leistungswille, demotivierende Steuern- und Abgabenlast, Dominanz anstrebende Parallelgesellschaften, eine ins Extreme weisende politische Polarisierung, Entsolidarisierung und um sich greifender Tribalismus. Überschattet wird dies alles noch durch das inflationäre, die Gesellschaft unterwandernde Eindringen säkularer Irrationalismen und religiöser Wahnvorstellungen, die oft von Gewaltakten begleitet, Desorientierung, Angst und Resignation auslösen. Eine evolutionär gewachsene Kultur mit einst hohem Vertrauensniveau wird seit wenigen Dekaden auf diese Weise vorsätzlich, teils auch fahrlässig zersetzt.

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Thema der ARD-Talkshow Caren Miosga vom 25.05.2025 war u.a. die – vermeintlich – mangelnde Bereitschaft der Deutschen, zu arbeiten. Auf die Miosga-Frage »Wer arbeitet denn jetzt zu wenig?«, antwortete der direkt angesprochene CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann »Zum Beispiel – ja, machen wir es konkret – Rentner in Deutschland«, und fügte ›großmütig‹ hinzu: »Wir wollen sie nicht zwingen, zu arbeiten«. Wofür und für wen die Rentner, die in der Regel ein Arbeitsleben hinter sich haben, nun konkret weiterarbeiten sollen, verschwieg der Christdemokrat.

Seit Jahrzehnten wird in Endlosschleife die Forderung erhoben, Deutschland könne seine spätestens seit den 1960er Jahren vorhersehbaren demografischen Herausforderungen (Geburtenrückgang, Überalterung, Rentenfinanzierung, Fachkräfte) nur mittels millionenfacher Einwanderung bewältigen.

Hintergründe der o.g. Forderung sind zumeist wirtschaftlich-nutzenorientierte Erwägungen. Ökonomen lieben Einwanderung: Das utilitaristische Argument für Einwanderung eint Ökonomen der verschiedensten Lager wie kaum ein anderes Thema. Weitgehend einig mit den No-Border-Ideologen, deren Ziel die Abschaffung des Nationalstaats durch ethnische Atomisierung ist, postulieren sie die Neusprech-Formel »[ethnische] Vielfalt ist unsere Stärke«.

In seinem Buch »The Culture Transplant«¹ legt der US-Wirtschaftsprofessor Garrett Jones dar, wie die Eigenschaften einer Bevölkerung große Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der Gruppe und nicht nur des Einzelnen haben. In »The Culture Transplant« untersucht er eine der wichtigsten aller ökonomischen Fragen: Weshalb sind manche Länder reich und andere arm?

Die Antwort findet sich bereits im Untertitel seines Buches: »Wie Migranten die Volkswirtschaften, in denen sie ankommen, denjenigen angleichen, die sie verlassen haben« (Original: »How Migrants Make the Economies They Move To a Lot Like the Ones They Left«).

Wie viele andere vor ihm vermutet Jones, u.a. mit Rückgriff auf eine stark wachsende wissenschaftliche Literatur zum Thema, dass die Kultur einen Großteil dieser Antwort liefert. Es zeige sich, dass Migration kein einheitlicher Prozess ist. Es seien vielmehr die mitgebrachten Ideen, Traditionen und Werte, die [für die Migranten] am meisten zählten. Damit verändern sie nicht nur Länder, sondern prägen auch deren Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Das Besondere an Jones‘ Ansatz ist seine These, dass kulturelle Merkmale von Generation zu Generation fortbestehen. Kultur ist, wie der IQ, in hohem Maße »vererbbar«. Das heißt: Bevölkerungen haben »tiefe Wurzeln« (deep roots), ein kulturelles Erbe, das Einstellungen und Verhaltensweisen auch lange nach der Zuwanderung maßgeblich beeinflussen. Die vollständige Assimilation innerhalb von ein oder zwei Generationen, so Jones, sei ein Mythos. »Italienische Amerikaner ähneln also in ihren Einstellungen stark den Italienern in Italien, deutschstämmige Amerikaner den Deutschen in Deutschland. Das ist wirtschaftlich wichtig und wird unterschätzt.«

Den kulturellen Herkunftshintergrund ausleuchtend, sieht Jones insbesondere die Auswirkungen chinesischer Migranten mit Bildungsdrang auf ihre Gastländer als ein positives Beispiel gelungener ökonomischer Einwanderung an. Er argumentiert, dass chinesische Einwanderer in ihren Einwanderungsländern »marktschaffende Minderheiten« seien. Andererseits waren es italienische und spanische Einwanderer der ersten und zweiten Generation, die etwa zwischen 1880 und 1920 ihre politischen linksgerichteten Einstellungen in ein ursprünglich marktfreiheitliches Argentinien mitbrachten. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatten sich starke Gewerkschaften und sozialistische Forderungen durchgesetzt, aber auch politischer Radikalismus und Anarchismus gewannen an Widerhall.

Jones argumentiert, dass zwar Kompetenzvielfalt (sofern Kompetenz, d.h. Bildung usw. überhaupt vorhanden sind), ein Vorteil für die wirtschaftliche Produktivität sein kann. Ethnische Vielfalt jedoch stellt bestenfalls ein zweischneidiges Schwert dar: Sie bietet zwar einige Vorteile, birgt aber auch ernsthafte Risiken wie ethnische Konflikte, Illoyalität, Vertrauensverlust, ein anders ausgeprägtes oder fehlendes Arbeits- und Berufsethos usw.

Wie rasch der Balanceakt zwischen Herkunft (und »Herkunftsgemeinschaft«) einerseits sowie Loyalität gegenüber der nominellen Nation (Staatsbürgerschaft) andererseits zum Ritt auf der Rasierklinge kippen kann, zeigen Fälle wie die der beiden Bundespolizisten Ahmet K. (26) und Hakan A. (23). Ihnen wurde Anfang Juni 2025 vorgeworfen als Drogenkuriere mindestens 18 Kilo Kokain durch die Sicherheitskontrollen am Frankfurter Flughafen geschleust zu haben. Ähnlich der Fall des türkischstämmigen »deutschen« Staatsanwalts Yaşar G., der Kriminelle der niederländischen Kokain-Mafia immer wieder gewarnt und ihnen Ergebnisse aus Ermittlungsverfahren mitgeteilt hatte. Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Viele Eingebürgerte, ob etwa als Soldaten der Bundeswehr oder als Beamte, durchlaufen nicht selten vergleichbare Treuekonflikte. Was nicht selten auch dem Druck und den Erwartungen seitens ihrer »Abstammungsgemeinschaft« geschuldet ist.

Zum Phänomen des gesellschaftlichen Stabilitätsankers »Vertrauen« hat u.a. der Politikwissenschaftler und Professor an der Harvard University, Robert David Putnam, geforscht. Er gilt als einer der einflussreichsten Soziologen der Gegenwart. Im Rahmen seiner Untersuchungen kommt er zum Schluss, dass es einen Zusammenhang zwischen Vielfalt einer Gesellschaft und Misstrauen unter deren Mitgliedern gibt: Je diverser die Gruppe, desto weniger vertrauen sich deren Mitglieder untereinander. Dies gelte in Los Angeles, einer der Städte mit dem größten Bevölkerungs-Mix weltweit, genauso wie im ländlichen Kansas. In sehr diversen Gemeinschaften, so die Analyse Putnams, trauen die Menschen auch nicht mehr anderen, die so sind wie sie. Seine Ergebnisse würden sich unabhängig vom Standort bestätigen, sagte er: Je gemischter die Gesellschaft, desto misstrauischer würden die Leute. Sie zögen sich ins Private zurück, vor allem vor den Fernseher.

Soziale Konflikte zwischen ethnisch unterschiedlichen Gruppen, einschließlich der damit verbundenen Gegenreaktionen, sind sehr real und streuen Unmengen von Sand ins Getriebe der institutionellen Qualität. Beispiele für nach Deutschland importierte Konflikte sind die Spannungen zwischen Kurden und Türken, die zwischen Ukrainern und Russen, zwischen irakischen Jesiden und irakischen IS-Anhängern, zwischen Palästinensern und Juden (bzw. der westlichen Gesellschaft) oder die Auseinandersetzungen zwischen syrischen Alawiten und sunnitischen Dschihadisten. Aber auch die brutal ausgetragenen Clan-Kriege zwischen türkischen, libanesischen, syrischen und neuerdings auch nigerianischen Clans scheinen geradezu zwangsläufig angelegt zu sein.

Denn, was geflissentlich übersehen oder geleugnet wird, ist die Erfahrung beispielsweise der Einwanderung in Länder wie USA, Kanada oder Singapur. »Insgesamt ist die Migrationsgeschichte der letzten 500 Jahre eine Geschichte, in denen Menschen mit hohen historischen Werten in Länder mit niedrigeren historischen Werten migrierten«, schreibt Jones und schlussfolgert, wie die Migration aus historisch wirtschaftlich erfolgreichen Ländern, nämlich Europa und China, ein starker Prädiktor der heutigen Wirtschaftsleistung der genannten Länder [USA, Kanada, Singapur] ist.

Oder anders zusammengefasst: Einwanderung aus hochentwickelten (stabilen) Ländern – in weniger hoch entwickelte – sind regelmäßig zum wirtschaftlichen (evtl. auch kulturellen) Vorteil der Aufnahmegesellschaft. Einwanderung aus weniger entwickelten oder unterentwickelten Ländern, gar aus »gescheiterten Staaten« (failed states) in hoch entwickelte Länder, bürden deren Aufnahmegesellschaft gewaltige Kosten auf. Am Praxisbeispiel Deutschland deuten sowohl die Quantität als auch die Qualität der bisherigen Einwanderungen eher auf ein immenses Verlustgeschäft hin. Die deutsche Aufnahme- und Trägergesellschaft, die seit den 1950er Jahren offiziell nie einer solchen Politik zugestimmt hat, muss neben den finanziellen auch unzumutbare Opportunitätskosten (z.B. Diversity Management wie Integrations- und Sprachkurse, Gesundheits- und Wohnungsmarkt, ethnische Verteilungskämpfe, Transfer externer Konflikte, Kriminalität, unbegrenzt steigende Transferkosten für Dolmetscher, Anwälte, Sozialarbeiter usw.) tragen.

Zahlreiche Befunde stützen diese Vermutung. So veröffentlichten im Januar 2024 niederländische Migrationsforscher Studien, u.a. mit dem Titel »Folgen der Einwanderung für die öffentlichen Finanzen« (Borderless Welfare State). Auf der Grundlage riesiger Datensätze betreffs Herkunft der Einwanderer, Bildungsabschlüsse, Einwanderungsmotive, Steuern, Transferleistungen, Kriminalitätsstatistiken usw. erfolgten zahlreiche Kosten-Nutzen-Analysen. Unabhängig voneinander kamen das Institut des Soziologieprofessors Gerrit W. Kreffer et al. (University of Amsterdam) und das im Auftrag des Unterhauses eingesetzte Forscherteam (Staatscommissie Demografische Ontwikkelingen 2050) um den niederländischen Staatsrat Richard van Zwol zu identischen Ergebnissen: Nach heutigem Stand, und ohne politisches Umsteuern, ist die unkontrollierte Einwanderung für die Niederlande sowie für vergleichbare westeuropäische Länder ein riesiges Verlustgeschäft, ein – nicht nur finanzielles – Fiasko.

Es wurde verglichen, welchen Nettoeinfluss Einwanderer auf die Staatskassen haben, d.h., was sie einerseits an Steuern zahlen und was sie andererseits an Transfernleistungen erhalten oder an sonstigen Kosten verursachen. Die Bilanz ist ernüchternd. Je nach Herkunftsregion und Migrationsmotiv kosten (irreguläre) Einwanderer den einheimischen Steuerzahlern sechsstellige Beträge je Person – im Durchschnitt 475.000 Euro in den ersten zwei Generationen. Personen, die mittels Familiennachzug kommen, kosten weitere 275.000 Euro. Am teuersten für westliche Aufnahmeländer sind Asylbegehrende und sogenannte Flüchtlinge aus Afrika. Jeder von ihnen kostet den Steuerzahlern nach Angabe der niederländischen Forscher 625.000 Euro.

Den niederländischen Berechnungsmodellen zufolge haben Einwanderer nur dann einen »positiven Netto-Einfluss«, wenn ihr Bildungsniveau in Gestalt von Berufs- oder Hochschulausbildung über dem der einheimischen Gesellschaft liegt. Eine solche gesteuerte Arbeitsmigration bringt dem Staat durchschnittlich 125.000 Euro mehr. Bei Bildungseinwanderern aus der EU und Großbritannien ergibt sich ein Plus von zirka 75.000 Euro. Je höher die Bildung, desto positiver der Netto-Beitrag. Es macht einen gewaltigen Unterschied aus, ob die eingewanderte Person ein Wirtschaftsflüchtling oder ein Asylbewerber aus dem Nahen Osten bzw. aus Afrika ist, oder eine ausgebildete, qualifizierte Fachkraft aus z.B. Japan, China, Indien oder den USA. Und es gilt noch etwas anderes zu berücksichtigen: Fachkraft ist nicht gleich Fachkraft. Jemand, der beispielsweise in Syrien als mittel- oder hochqualifiziert gilt, ist dies nicht automatisch auch in Deutschland. Es ist ein Unterschied, ob ein Arzt in Kinshasa oder Damaskus studiert hat – oder in Freiburg, Tübingen oder Heidelberg. Die Hochschulabschlüsse sind nicht vergleichbar. Das ist bei Handwerkern nicht anders …

Bestätigt werden die Studien aus den Niederlanden durch ähnliche Forschungsergebnisse des Wirtschaftswissenschaftlers Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ausgangspunkt seiner Berechnungen ist die Generationenbilanzierung. Betrachtet werden auf der Soll-Seite alle Steuern, Abgaben, Pflege-, Renten-, Krankenversicherungsbeiträge usw., die Wirtschaft und Arbeitnehmer ins deutsche Steuer- und Sozialsystem einzahlen und auf der Haben-Seite die Ansprüche auf Transferzahlungen (Rente, Pensionen, Pflegekosten, Zuschüsse usw.) über die jeweils zu erwartende Lebenszeit der Anspruchsberechtigten. Doch wegen der alternden Gesellschaft besteht eine Lücke, die von Jahr zu Jahr größer wird, zwischen dem, was heute eingezahlt wird und den Leistungszusagen des Sozialstaats für heutige und künftige Generationen. In vielen Fällen sind minderqualifizierte Migranten stärker auf staatliche Unterstützung angewiesen als der Bevölkerungsdurchschnitt, insbesondere in Form von Bürgergeld, Arbeitslosengeld, Wohngeld, Kinderbetreuungszuschüssen und anderen Sozialleistungen. Laut Raffelhüschen liegt die Finanzlücke für die Steuer- und Sozialsysteme bei 13,4 Billionen Euro – ohne Zuwanderung. Mit Zuwanderung erhöht sich diese Lücke – aus den genannten Gründen, auf 19,2 Billionen Euro. Demnach kostet die irreguläre Einwanderung Unqualifizierter die deutsche Volkswirtschaft 5,8 Billionen Euro – ein Vielfaches dessen, was man für nachhaltige Reformen aufwenden müsste. Die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme und dabei insbesondere der Altersvorsorge wird mit den überwiegend gering qualifizierten Asylbegehrenden und Wirtschaftsflüchtlingen unmöglich.

Alle drei der genannten Forschungsarbeiten weisen ein gemeinsames Muster auf. Je höher die durchschnittlichen Bildungsabschlüsse der Einwanderer im Vergleich zum durchschnittlichen Bildungsniveau der Aufnahmegesellschaft sind, desto eher profitiert diese davon. Das bedeutet umgekehrt, dass minder- oder unqualifizierte Einwanderer, darunter ein hoher Anteil von Analphabeten, jedes Sozialsystem über kurz oder lang sprengen.

Polemisch betrachtet fordert in diesem Zusammenhang der einst von Peter Scholl-Latour² im Mai 1998 angesichts der damals diskutierten »demografischen Explosion« hingeworfene Satz »Wer Kalkutta einführt, wird selbst zu einem Kalkutta« zu einem nochmaligen Nachdenken auf.

Jones vermutet, dass die nächsten Jahrzehnte zeigen werden, ob eine von Ländern wie Japan, Südkorea und China umgesetzte Politik geringer Diversität und geringer Einwanderung besser oder schlechter abschneiden wird als die von Nationen wie den USA, Frankreich, Großbritannien – oder Deutschland, die »ihre Einwanderungspolitik auf dem unwissenschaftlichen Klischee aufbauen, ethnische Vielfalt an und für sich sei unsere Stärke« (S. 100).

In die gleiche Kerbe schlug überraschenderweise auch Larry Fink, Gründer und CEO von BlackRock sowie langjähriger Migrations- und Diversitätsbefürworter, beim »Special Meeting on Global Collaboration, Growth and Energy Development« des WEF am 29.04.2024 in Riad (Saudi-Arabien). Hier übte er harsche Kritik an der bisherigen Einwanderungspraxis. Er stellte im Rahmen des Panels »Investing amid Global Fracture« die Frage, ob jene Staaten (wie z.B. China, Japan, Singapur, Südkorea oder Taiwan), die aggressiv in KI, Robotik und sonstige Automatisierungstechnologien investieren, im Gegensatz zu den klassischen westeuropäischen Einwanderungsländern, damit trotz schrumpfender Bevölkerung ihren Lebensstandard und Wohlstand in Zukunft nicht sogar massiv steigern könnten?

Unterstützt wird diese Einschätzung u.a. von Professor Michael Berlemann, wissenschaftlicher Direktor des HWWI (Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut), in einem Interview mit Hamburg News. Einerseits: »Arbeitskräfte mit niedriger Berufsqualifikation stehen uns eher im Übermaß zur Verfügung. Ein Grund liegt in der Zuwanderung von Menschen, die entweder keine qualifizierte Berufsqualifikation mitbringen oder wegen der Anerkennungsproblematik ihrer Qualifikation nur als Geringqualifizierte arbeiten.« Indessen bestünden die größten Chancen zur Lösung des Fachkräfteproblems im Einsatz von Automatisierung, Digitalisierung und KI. Berlemann: »Das ist die Strategie, in die wir vor allem Hoffnungen setzen. Ziel wäre es, so viele Tätigkeiten wie möglich zu automatisieren und damit Arbeitskräfte zu unterstützen. Das würde zu mehr Attraktivität im Arbeitsmarkt führen, weil repetitive Tätigkeiten wegfallen. Früher herrschte angesichts von mehr Technik im Arbeitsumfeld die Angst vor Jobverlust. Nun brauchen wir die Technik, um fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen.«

Jones weist in seinem ebenso gründlich recherchierten wie provokanten Buch nach, dass es nur sieben Nationen seien (er nennt sie die I-7), die derzeit die meisten technologischen Innovationen weltweit hervorbringen. Er legt dar, wie diese Innovationskraft eng mit dem Erfahrungswert der Vorfahren zusammenhängt. Dabei argumentiert er utilitaristisch, dass es allen Menschen weltweit wichtig sein sollte, diesen hochinnovativen Ländern ihre guten Institutionen zu erhalten und sich nicht den Herkunftsländern der größten Einwanderergruppen anzugleichen, da »in den meisten Ländern der Welt kaum Patente und kaum formale Forschung und Entwicklung stattfinden«.

Die sieben Länder, die weltweit die meisten technischen Innovationen hervorbringen, sind die Schweiz, Schweden, die USA, Singapur, das Vereinigte Königreich, Südkorea und Finnland. Sie wurden im Global Innovation Index (GII) 2024 der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) unter 133 Volkswirtschaften anhand von rund 80 Indikatoren ermittelt. Deutschland kommt im GII 2024 auf Rang neun.

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Nicht zu trennen von Innovations- und Wirtschaftsstärke – und damit vom allgemeinen Wohlstand – ist das jeweils vorherrschende Bildungsverständnis. Denn nachweislich gibt es unterschiedliche, kulturell verwurzelte Bildungseinstellungen. Wie ist der Stand?

»Seit 25 Jahren befindet sich das deutsche Bildungswesen in einer Abwärtsspirale. Die jüngsten PISA-Ergebnisse markieren den bisherigen Tiefpunkt«, schrieb die Sonderpädagogin und heilpädagogische Psychologin Miriam Stiehler am 07.03.2024 im Magazin Cicero Online. Neben Migration und Lockdowns habe vom Kindergarten bis zum Abitur ein ideologisch begründeter Wandel stattgefunden, der die Qualität von Erziehung und Unterricht dramatisch absenke. Das Schlagwort »Bildungsmisere« scheint inzwischen ein Synonym für die zahllosen »Bildungsreformen« der letzten Jahrzehnte zu sein.

Schon seit Jahren weisen Vergleichstests wie die PISA-Studien darauf hin, dass das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler in Deutschland sinkt. Immer mehr von ihnen mangelt es an altersgemäß erwartbaren Fähigkeiten. Dies dürfte zur Folge haben, dass in Zukunft noch mehr junge Menschen die Bildungsziele nicht erreichen werden.

Das Bildungsniveau der zumindest seit 2015 Eingewanderten bescherte Deutschland keine Fachkräfte, sondern vor allem Sozialhilfe-, heute Bürgergeldempfänger. Dem steht nach zahllosen Reformen ein bis zur Dysfunktionalität herabgewirtschaftetes, föderales Bildungswesen gegenüber. Egal, wie und was heute – insbesondere im internationalen Vergleich, gemessen wird: Der deutsche Schulalltag wird geprägt von Jahr zu Jahr schlechteren Schülerleistungen. In gleichem Maß, wie das Können sinkt, steigt die Gewalt an den Schulen und um die Schulen herum. Und so ist das Bildungswesen in mehreren selbst gestellten Fallen gefangen, aus denen es kaum ein Entrinnen zu geben scheint.

Neunzig Prozent aller seit 2015 nach Deutschland Eingewanderten stammen aus Ländern und Regionen mit islamischer Sozialisation. Die meisten von ihnen kamen oder kommen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, Irak, Somalia und dem Iran. Nicht verwunderlich ist es daher, dass sie die oft religiös bedingten Konflikte ihrer Heimat mit einschleppen. Mit im Gepäck haben sie aber auch einen Wertekanon, der eine äußerst geringe Übereinstimmung und Schnittmenge mit westlichen Werten und »preußischen Tugenden« aufweist. Im Gegensatz zur – zumindest bis vor zehn, fünfzehn Jahren – hierzulande gültigen Tradition der hohen Wertschätzung von Bildung, ist diese im arabischen Islam nur wenig ausgeprägt. Ein zuverlässiger Maßstab für Bildungshunger und -beflissenheit sind das Image und der Nimbus des Kulturgutes »Buch«. Sowohl in islamischen Gesellschaften als auch unter den muslimischen Einwanderern steht das Buch (außer dem Koran) nicht gerade hoch im Kurs. Während ein durchschnittlicher US-Amerikaner zwölf Bücher im Jahr liest, kommt ein durchschnittlicher Araber gemäß »Arab Human Development Report 2003« der UN auf weniger als ein durchgelesenes Buch pro Jahr. Die Kinder im Westen verbringen (mit abnehmender Tendenz) rund 200 Stunden jährlich mit Belletristik, arabische Kinder durchschnittlich nur sechs Minuten (im Jahr). Das Gleiche äußert sich auch in der Wissensproduktion. In der ganzen arabischen Welt mit etwa 450-470 Millionen Menschen wurden (2008) nach Angaben des Generalsekretärs des arabischen Verlegerverbandes 5.910 Bücher auf Arabisch mit größtenteils kleinen Auflagen zwischen 2.000 und 3.000 Exemplaren veröffentlicht. Allein in Deutschland erschienen im gleichen Zeitraum an die 83.000 neue Titel.

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Die Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit, 95 Prozent der rund 300 Schüler haben einen sogenannten Migrationshintergrund: »Du Schwuler, geh weg von hier. Der Islam ist hier der Chef«, brüllte ein muslimischer Fünftklässler den homosexuellen Lehrer Oziel Inácio-Stech an, der nicht nur vertrieben werden sollte, sondern tatsächlich vertrieben wurde. Eine Schülerin der Grundschule sagte, der Islam werde siegen, bald würden Christen »zerstört werden«, erinnerte sich eine Lehrerin. Die Schülerin einer vierten Klasse erklärte laut Süddeutscher Zeitung (SZ, 19.05.2025), sie möge »die Deutschen« nicht. »Ihr könnt doch gehen, wir brauchen euch hier nicht.« Diese Einstellungen sind kein Wunder bei mehrheitlich muslimischen Eltern, die sich beschweren, wenn Lehrerinnen ihrer Ansicht nach zu kurze Röcke tragen. »Wir Deutschen gehen hier unter«, fasste eine Lehrkraft resigniert die Lage zusammen. Hier findet keine Integration statt, sondern eine feindliche Übernahme – mit dem Ergebnis der bedingungslosen Kapitulation oder des ethnischen Vernichtungskriegs.

Es gibt Familien, für die Bildung seit Generationen selbstverständlich ist. Und es gibt diejenigen, die alles daransetzen, dass ihr Kind den Aufstieg schafft. Andererseits steigt die Zahl der Familien sprunghaft an, bei denen Schulabsentismus – von gelegentlichem Schwänzen bis hin zur vollständigen Schulverweigerung – ein Dauerthema ist, weil sich die desinteressierten Eltern nicht kümmern, selbst überfordert sind oder schlicht keinen Wert auf Bildung legen.

Am 04.10.2024 berichtete FOCUS Online von einer Lehrerin, die über die tägliche Gewalt an einer Brennpunkt-Schule »auspackte«. Offen sprach sie über den schulischen »Höllen-Alltag« aufgrund einer hohen Migranten-Quote aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien. Verrohung und Aggressionen, sexuelle Übergriffe und Bedrohungen, Beleidigungen der Lehrerinnen – in zumeist sexualisierter Fäkalsprache – und Mobbing, Messergewalt und Polizeieinsätze seien an der Tagesordnung, berichtete die Pädagogin. Wörtlich: »An unserer Gesamtschule hatten 80 bis 90 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Viele stammen aus islamisch geprägten Ländern wie Irak, Syrien, Türkei, Algerien, Bosnien, Tschetschenien, Afghanistan oder Pakistan, aber auch aus Russland und Nordafrika.« Die Herkunft der Schülerschaft mit ihren Krisen- und Kriegserlebnissen sei mitursächlich für die zum Teil chaotischen Zustände an der Einrichtung, glaubt sie. »Der Zusammenhang lässt sich aus meiner Sicht nicht leugnen. Aber kaum jemand traut sich, das offen auszusprechen.« Für die ausufernde Gewalt in Klassenzimmern und auf Pausenhöfen seien »hauptsächlich migrantische Schüler verantwortlich, also die männlichen Heranwachsenden«, stellte die Lehrerin (…) fest.

Ergänzung: Die BILD berichtet am 16.06.2025 über eine eigene aktuelle Umfrage unter allen 16 Bundesländern. Demnach sitzen 59.877 Männer und Frauen in deutschen JVAs, Untersuchungshäftlinge eingerechnet. Der Ausländeranteil liege mit 26.710 Häftlingen bei 45 Prozent und sei damit fast dreimal so hoch wie die Ausländerquote innerhalb der Wohnbevölkerung. In fünf Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) würden laut BILD inzwischen Syrer die meisten ausländischen Häftlinge stellen. Türken belegen demnach in vier Bundesländern (Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen) die »Spitzenposition«.

Aus dem versunkenen Land der Dichter und Denker scheint ein Land der Analphabeten und Transfergeldbezieher zu werden. So erreichten im Fach Deutsch bundesweit 32,5 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler nicht den Mindeststandard im Lesen für den MSA (Mittlerer Schulabschluss). Am schlechtesten schnitt dabei Bremen mit 46,8 Prozent ab, am besten Sachsen mit 23,1 Prozent. Des Weiteren bestanden in Berlin nur 2,6 Prozent der Schüler ohne Gymnasialempfehlung den Probeunterricht (mit Prüfung), der zum Wechsel aufs Gymnasium berechtigen soll. Das heißt: nur 51 der 1.937 Schülerinnen und Schüler, die sich dem Test unterzogen, waren erfolgreich. Die Gymnasialempfehlung in Berlin setzt einen Notenschnitt von 2,2 in der Grundschule voraus. Und selbst im ehemaligen »Bildungs-Ländle« Baden-Württemberg erreichten von den landesweit knapp 100.000 Viertklässlern der Grundschulen bei der Mathematikprüfung Ende November 2024 nur sechs Prozent gymnasiales Leistungsniveau. 86 Prozent können lediglich auf Hauptschulniveau rechnen, acht Prozent erreichen Realschulstandard.

Diese Ergebnisse des Mathematik-Tests für Baden-Württembergs Viertklässler zur Grundschulempfehlung sind ernüchternd. Es drängt sich wiederholt die Frage auf, ob mit der »Generation Alpha«, die vielerorts eher als »Generation Talahon« aufwächst, noch eine technisch-wissenschaftliche Zivilisation aufrechterhalten werden kann.

Passend zum Ergebnis aus Baden-Württemberg warf die am 14.01.2025 veröffentlichte Studie »Aufwachsen in bildungsfernen Familien« ein grelles Schlaglicht auf das hoffnungslose Bildungsdesaster Deutschlands. Die Auswertung des vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) durchgeführten Mikrozensus zeigt, dass in den letzten Jahren immer mehr Kinder in Deutschland in bildungsfernen Milieus aufwachsen. Demnach ist der Anteil der Minderjährigen mit Eltern ohne berufsqualifizierenden Abschluss zwischen den Jahren 2011 und 2021 von 11,4 Prozent auf 17,6 Prozent gestiegen. Mehr als jedes zwanzigste Kind gehört inzwischen der besonders vulnerablen Gruppe der Kinder mit Eltern ohne Schulabschluss an. Besonders hoch sind die Anteile in den Großstädten Nordrhein-Westfalens und eher niedrig in den kleineren Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern in den neuen Bundesländern und in Bayern. Die meisten der heute in Deutschland lebenden bildungsfernen Kinder kamen erst im Laufe ihres Lebens nach Deutschland, heißt es in der IW-Studie weiter.

Insgesamt sind die »nicht rein deutschsprachigen Kinder unter den bildungsfernen Kindern mit 64,9 Prozent sogar in der Mehrheit. Gleichzeitig sind 25 Prozent der bildungsfernen Kinder selbst zugewandert und 64,2 Prozent haben eine beidseitige Einwanderungsgeschichte, das heißt, kein Elternteil ist in Deutschland geboren. Noch deutlich größer sind die jeweiligen Anteile bei den Kindern mit Eltern ohne Schulabschluss«.

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Der Klassenkampf nach altmarxistischer Theorie zwischen ausbeutenden Klassen (Kapitalisten) und ausgebeuteten Klassen (Proletarier), der in Reinform so nie und nirgends stattfand, wurde während der letzten Dekaden durch neue Akteure abgelöst. Eine Klasse selbstsüchtiger Staatsexistenzen hat den Restbeständen der wertschöpfenden Klasse* den Krieg erklärt. Getrieben und angeführt wird diese parasitäre Klasse oft von sogenannten Intellektuellen, die nichts weiter sind als eine (zumeist von Markt- und Leistungsmechanismen abgekoppelte) Reservearmee des urban-akademischen Lumpenproletariats.

*Nettosteuerzahler wie z.B. Facharbeiter, Angestellte, Handwerker und Landwirte, Gewerbetreibende, Unternehmer. Unter den knapp 83,6 Millionen Menschen, die (Stand 31.12.2024) in Deutschland leben, sind rund 46 Millionen erwerbstätig. Die Gruppe der Nettosteuerzahler, also der Erwerbstätigen, die – vereinfacht gerechnet – mehr Steuern und Abgaben einzahlen, als sie an staatlichen Leistungen und Transfers erhalten, umfasst etwa 15 Millionen Personen. Daneben gibt es rund zwölf Millionen Staatsbedienstete, also Menschen, die direkt oder indirekt vom Staat abhängig sind und von den Steuern und Abgaben der Nettosteuerzahler alimentiert werden.

Während diese eigensüchtig sich selbst bereichernde Klasse über ein ausgebildetes Klassenbewusstsein verfügt, fehlt dies der wertschöpfenden Klasse vollständig. Die intellektuelle Klasse erreicht nicht unbedingt die breite Öffentlichkeit, aber sie beeinflusst Meinungsführer und diktiert die ideologischen Leidenschaften innerhalb einer städtischen und akademischen Soziologie, die einen kulturellen und politischen Einfluss ausübt, der in keinem Verhältnis zu ihrem Gewicht in der Bevölkerung steht. Sie hat es nicht nur nie gelernt, sondern verabscheut es geradezu, ihr Geld unter Marktbedingungen zu verdienen. Sie lindert aufgrund ihrer ideologischen Verblendung, ihrer fehlerhaften Prognosen und manipulativen Propaganda nicht das Leid der Menschen, sondern vergrößert es – oft vorsätzlich. Und meistens nur zum eigenen Nutzen.

In seinem am 09.04.2025 in der Edition L’Observatoire erschienenen Buch »Pourquoi les intellectuels se trompent« (Warum sich Intellektuelle irren) untersucht der französische Essayist Samuel Fitoussi die sozialen, kulturellen und kognitiven Mechanismen, die Intellektuelle zur Blindheit führen, nicht selten zum Nachteil der Gesellschaft, die sie angeblich aufklären wollen, und der sie sich überlegen fühlen. In seinem noch nicht auf Deutsch vorliegendem Werk erklärt er, weshalb Intellektuelle als eine Teilmenge der o.g. Staatsklasse, so oft Unrecht haben. Und sich dennoch unablässig der wertschöpfenden Klasse gegenüber als Avantgarde dünken. Fitoussi verweist auf eine Feststellung George Orwells, der einst schrieb: »Gewisse Ideen sind derartig absurd, dass nur die Intellektuellen daran glauben können«. Fitoussi behauptet nicht, dass Intellektuelle immer Unrecht haben, sondern fragt: Warum tun sie es mit solcher Meisterschaft, wenn sie Unrecht haben?

Fitoussi charakterisiert den ordinären Intellektuellen als ein Individuum, dessen Arbeit im Bereich der Ideen beginnt und endet. Der Intellektuelle sei daher derjenige, der nicht unter den direkten Folgen seiner Fehler leide. Anders als ein Unternehmer, dessen Firma Pleite gehen könne, anders als der Bäcker, der seine Kunden verlöre, wenn sein Brot schlecht ist, oder ein Pilot, der bei einem Fehler seine eigene Haut und die seiner Passagiere riskiere, kann der Intellektuelle Fehler begehen, ohne dafür bestraft zu werden. Doch überall dort, wo der Fehler kein Preisschild trage, finde die Irrationalität einen fruchtbaren Boden. Es ist der direkte Weg in die Verantwortungslosigkeit, die kein Vertreter der parasitären Klasse zu übernehmen bereit ist: Politiker nicht, Professoren nicht, Beamte, Richter und Staatsanwälte erst recht nicht! Keines von ihnen hat noch »skin in the game«. Stattdessen überdurchschnittlich hohe Einkommen und Pensionen.

Es sind insbesondere die Juristen (Richter) als Unterklasse des Intellektuellen, die par excellence diejenigen repräsentieren, die – egal wie sie entscheiden, die schädlichen Folgen ihrer Entscheidungen nicht tragen müssen. Beispiel: Mit seinem Urteil vom 04.10.2024 hat der EuGH (Europäischer Gerichtshof) aufgrund der extremen Scharia-Auslegung durch die Taliban entschieden, dass allen afghanischen Frauen, die in Europa Schutz suchen, dieser Schutz auch zu gestatten sei. Das Urteil bedeutet: Deutschland müsste, gemäß der aktuell verfügbaren Bevölkerungsdaten, rund 21,5 Millionen afghanischen Frauen, wenn sie an der Grenze stünden und Asyl begehrten, grundsätzlich die Flüchtlingseigenschaft gewähren. Hier zeigt sich, dass es eine mächtige Klasse gibt, die der Verabsolutierung formaler Prinzipien wegen die praktische Durchführbarkeit ihrer Urteile völlig ignoriert und die Bevölkerung auf den Kosten (einschl. Opportunitätskosten) sitzen lässt. Unüberschaubar auch die Anzahl von Urteilen, bei denen Beschuldigte infolge richterlicher oder psychiatrischer Fehleinschätzungen freikamen, um bald danach schwere Straftaten bis hin zum Mord zu begehen. Und so weiter, und so fort. Kein Richter wurde je dafür zur Rechenschaft gezogen. Aber: »Wenn die Resultate falsch sind, können die Regeln [d.h., »die Gesetze/Urteile«, Anm. des Autors] nicht richtig sein« (siehe: Urbaniok, Schattenseiten der Migration). Es war der Rechtsanwalt und Schriftsteller Ludwig Thoma, der bereits 1901 den Genotyp des gemeinen Juristen präzise skizzierte: »Der königliche Landgerichtsrat Alois Eschenberger war ein guter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande. Er kümmerte sich nicht um das Wesen der Dinge, sondern ausschließlich darum, unter welchen rechtlichen Begriff dieselben zu subsummieren waren. (…) Er bekam im Staatsexamen einen Brucheinser und damit für jede Dummheit einen Freibrief …« (aus: Der Vertrag).

Eine weitere der von Fitoussi aufgestellten Hypothesen bescheinigt den Intellektuellen eine Neigung zur Enttäuschung über die liberalen Demokratien, was geradewegs zum Rousseau‘schen Absolutheitsglauben führt. Denn oft scheint es, die meisten (linken) Intellektuellen seien Wiedergänger des Genfer Philosophen³. Kritikern gilt Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) als »Erfinder« des neuzeitlichen Sozialismus »und des falschen Glaubens an die Existenz einer absoluten Gerechtigkeit und Gleichheit (…)«. Für Rousseau ist der Mensch an sich gut. Und es ist die Gesellschaft, die Schuld an seinem moralischen Verfall hat. Dieser Absolutheitsglaube mündete und mündet schließlich in den Massenverbrechen, die im Namen des Sozialismus, des Marxismus, Leninismus, Stalinismus, Maoismus, Ökosozialismus usw. begangen wurden – und werden.

Nach diesem Muster verfahren die (noch) meinungsbildenden Klassen in den Universitäten, den Massenmedien, der Parteipolitik und den NGOs. Das Versprechen einer »sozialen Gerechtigkeit« als in der Zukunft beheimateter Idealzustand (»Paradies«) ist das Perpetuum Mobile denkfauler und ideenarmer Politiker. Mit dieser Herrschaftstechnik blenden sie einfältige Wähler, wohl wissend, dass aufgrund der milliardenfachen Unterschiedlichkeit der Menschen nie ein Zustand von Gleichheit, d.h. von Ergebnisgleichheit gewährleistet werden kann. Aber es bietet ihnen ein Spektrum unaufhörlicher Scheinaktivitäten. Ebenso ist das Klimanarrativ ein noch hinterhältigeres Herrschaftsinstrument.

Unter diesen Bedingungen hat sich der politische Willensbildungsprozess in ein heimtückisches Procedere nicht gewählter und durch den Wahlbürger nicht legitimierter »Aktivisten« gewandelt und das, was einst (repräsentative) Demokratie hieß, ausgehebelt. Im Zusammenwirken von parteipolitisch finanzierten NGOs und einer in Teilen extremistisch bis totalitär gesinnten Justiz, wird regelmäßig der Mehrheitswille der Bevölkerung untergraben und gebrochen. Die Sachverhalte, die bei Wahlen oder im Parlament nicht durchsetzbar sind, werden durch ein abgekartetes Spiel zwischen klagenden NGOs, unterstützend-manipulierenden Medien und extremistisch-aktivistisch gesinnten Juristen in Urteile gegossen, denen die Politik meistens aus Furcht vor medialen Shitstorms bereitwillig folgt, obwohl sie es nicht müsste.

So steht die Nichtregierungsorganisation (NGO) Pro Asyl für solche Inszenierungen in der Kritik, weil sie drei Somaliern Anfang Mai 2025 bei der Einreise geholfen haben soll. Die zwei männlichen Migranten sowie ihre angeblich minderjährige Begleiterin hatten drei Einreiseversuche an der deutsch-polnischen Grenze unternommen und wurden jeweils von der Bundespolizei in Frankfurt (Oder) abgewiesen. Alle drei führten überdies keine Identitätsnachweise mit sich. Indizien sprechen dafür, dass Pro Asyl dann mindestens eine Kontaktperson in Polen beauftragte, die Somalier zu unterstützen. Denn bei ihrem letzten Versuch am 09.05.2025 stellten die drei plötzlich ein Asylgesuch, außerdem sei die weibliche Person minderjährig, wie eine offensichtlich gefälschte, als Kopie vorgelegte Geburtsurkunde unterstellte. Weder hatten sie bei den beiden Versuchen am 02. und am 03.05. Asyl begehrt noch eine Geburtsurkunde gezeigt. Daraufhin sollen sie von einer polnischen NGO in einem Hotel untergebracht und von einer Anwältin von Pro Asyl beraten worden sein. Nachdem sie zum dritten Mal abgewiesen wurden, reichten sie Klage vor dem Verwaltungsgericht Berlin ein – mit vollständig ausgefüllten Papieren.

Überraschenderweise fand das Verfahren nicht in Frankfurt (Oder) statt, sondern beim Verwaltungsgericht in Berlin. Denn am 15.05.2025 hatte sich das Frankfurter Verwaltungsgericht für die Klage als nicht zuständig erklärt. In Berlin landete das Verfahren auf dem Schreibtisch des einschlägig aktivistisch bekannten Richters Dr. Florian von Alemann, dem Vorsitzenden der 6. Kammer, der auffällige Verbindungen zur Partei Bündnis 90/Die Grünen hält. Nebenbei: Die Zuständigkeit der 6. Kammer für diesen Fall ist umstritten. Das Gericht fasste am 02.06.2025 einen vorläufigen Beschluss im einstweiligen Rechtsschutz und gab den Somaliern recht. Wie zahllose ähnlich gelagerte Vorgänge und Urteile stellen sich inzwischen massive Fragen zur Unabhängigkeit der Gerichte und der Richter.

Es wird zunehmend deutlicher, wie ein weitgehend vereinigter Politik-, Universitäts-, Medien- und NGO-Komplex, verbündet mit den Kirchen, direkt das Recht und indirekt den Mehrheitswillen der Bevölkerung sabotieren. Gerade die Kirchen zählen zu den größten Nutznießern des migrationsindustriellen Komplexes. Allein Caritas und Diakonie bekommen für ihre Migrations-/Flüchtlingsarbeit mindestens 200 Millionen Euro Steuerzahlergeld jährlich vom Umverteilungsstaat geschenkt. Sie danken es den Steuerzahlern damit, dass sie abgelehnten, meistens muslimischen Asylbewerbern oder Abzuschiebenden durch Täuschen und Tricksen zum »Kirchenasyl« verhelfen, indem diese plötzlich zum Christentum konvertieren. Der Glaubenswechsel, wie verlogen er auch sein mag, wird dann von deutschen Behörden häufig als Ausweisungs- oder Rücküberstellungshindernis gewertet. Inzwischen haben auch einige Medien erkannt, dass das »Kirchenasyl« den Rechtsstaat untergräbt. Solche Fälle gebe es tausendfach, heißt es. Und auch: »Die Kirche steht nicht über dem Recht.« Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Alexander Throm, sagte der Berliner Zeitung: »Humanitäres Engagement der Kirchen verdient Respekt, aber über Asyl entscheidet allein der Rechtsstaat«.

Passend dazu die Enthüllungen der Zeitungen De Telegraaf sowie Welt und Welt am Sonntag. Ihren Recherchen zufolge hat die durch keine Wahlen demokratisch legitimierte EU-Kommission Förderverträge in Höhe von Millionen Euro an Steuergeldern mit Umwelt-NGOs geschlossen, damit diese unter anderem gegen deutsche Unternehmen klagen können. Offensiv, auch zum Schaden Deutschlands, soll mit aller Gewalt, die irrationale und umweltzerstörerische »Klimapolitik« (Green Deal) durchgeboxt werden. Teilweise sind die Anweisungen und Erwartungen an die Organisationen verschriftlicht und klar festgehalten. Beispielsweise wurden Betreiber von Kohlekraftwerken gezielt in Rechtsstreitigkeiten verwickelt, um ihr »finanzielles und rechtliches Risiko« zu erhöhen.

Diese Beispiele zeigen die häufig zu beobachtende Skrupellosigkeit von Intellektuellen, Bürokraten, Politikern, Richtern und Staatsanwälten sowie parasitären »Aktivisten«. Während ihr Engagement bestenfalls vorgeschoben ist, verbirgt sich – neben dem Machtmotiv, der wahre Grund ihres Tuns im Willen, ungehindert auf die von der wertschöpfenden Klasse erwirtschafteten Steuern zugreifen zu können. Ihre aufgeblähte Moral bietet unter der Oberfläche nichts weiter als das Eigeninteresse an einem lebenslangen leistungslosen Einkommen.

Angesichts der geschilderten Herausforderungen plädiert Fitoussi dafür, die Rolle der Intellektuellen neu zu definieren. Anstatt zu versuchen, Wahrheiten aufzuzwingen, sollten sie Debatten, Nuancen und Bescheidenheit fördern. Ihre Mission solle nicht darin bestehen, die Massen zu leiten, sondern die richtigen Fragen zu stellen, auch wenn diese verstörend sind. Dieser Weg sei zwar beschwerlich, aber der einzige Weg, der die Intellektuellen mit ihrer Hauptaufgabe in Einklang bringen kann: aufzuklären, statt in die Irre zu führen. »Indem wir kritisches Denken fördern, Mut wertschätzen und Unsicherheiten akzeptieren, können wir die Fallstricke der Vergangenheit vermeiden.«

Die von Fitoussi angestoßene Debatte ist nicht bloß eine Kritik: Sie ist ein Aufruf zur Wachsamkeit. »In einer Welt, in der Ideen die Zukunft gestalten, ist es die Pflicht von uns allen – Intellektuellen wie Nicht-Intellektuellen, die Wahrheit zu suchen, koste es, was es wolle.« Denn wie Orwell sagte: »Freiheit ist das Recht, den Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen.«

Man kann zwar, wie Fitoussi, die Intellektuellen bitten, diesen Wünschen nachzukommen. Aber zuerst muss diese übergriffige, außer Rand und Band geratene Klasse, eingefangen und zur Räson gebracht werden. Und sie muss, was ja Fitoussi ursprünglich beklagte, für ihre Fehler und ihren Hochmut bezahlen. Ein Ansatz bietet als Idee das US-amerikanische DOGE-Beispiel. Das ›Department of Government Efficiency‹ (dt.: Abteilung für Regierungseffizienz) hatte zur Aufgabe, den überbordenden Staat samt Personal auf seine Grundfunktionen zurück zu stutzen.

Wenn Deutschland noch eine Zukunft haben soll, muss das, was unter Staat verstanden wird, und müssen diejenigen, die glauben der Staat zu sein, massiv zurückgedrängt, eingeschränkt und beschränkt werden. Dazu gehört auch die Ermöglichung der strafrechtlichen Verfolgung von Machtmissbrauch oder Geldverschwendung durch Politiker, Beamte, Behördenvertreter u.Ä. seitens einer neu zu schaffenden Funktion unabhängiger, turnusmäßig zu wählender Bürgeranwälte. Als unabhängige Ankläger bräuchten sie die Befugnis gegen Politiker, Beamte, Richter, Staatsanwälte und Professoren, z.B. auf Grundlage der Verursacherhaftung, zu ermitteln und diese ggf. auch zu inhaftieren. Darüber hinaus bedarf es einer Wahlpflicht für Richter und Staatsanwälte (wie z.B. in 43 US-Bundesstaaten) mit begrenzter Amtszeit, sowie die entschädigungslose Entlassung aller Steuergeld verschwendenden Funktionsträger, die einerseits ausschließlich auf den Staat (d.h. den Nettosteuerzahler) fixiert sind als einzige Einkommensquelle für ihre schädliche Ideologiearbeit, mit der sie andererseits alle einfachen normalen Menschen ebenso verachten wie die gewöhnliche, wertschöpfende Arbeit insgesamt.

Was möglich wäre, veranschaulicht die breit angelegte Justizreform in Mexiko. Am Sonntag, dem 01.06.2025, konnten die Wahlbürger erstmals die Richter des Landes direkt wählen. Ausländische Kritiker, etwa die OAS (Organisation amerikanischer Staaten), sehen dabei insbesondere die Gefahr der politischen und »populistischen« Einflussnahme auf den Wahlkampf der Richterkandidaten. Es wird behauptet, manche von ihnen stünden mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung. Das mexikanische Außenministerium konterte indessen solche Vorwürfe mit dem Hinweis, dass die Direktwahl von Richtern eine demokratische Maßnahme sei, die auf mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht im Justizwesen abziele. Zum Vergleich: Wie transparent ist etwa der Kuhhandel um die Posten der deutschen Verfassungsrichter, die ausschließlich nach Parteienproporz gekürt werden? Wie transparent sind die häufigen Abendessen von Spitzenpolitikern mit Verfassungsrichtern? Oder, wie unabhängig sind deutsche Staatsanwälte? Die mexikanische Richterwahl erfolgte auf allen Ebenen. Ausgeschrieben waren 881 Richterposten auf Bundesebene, einschließlich des Obersten Gerichtshofs in Mexiko-Stadt, sowie 1.749 weitere Stellen für Richter und Staatsanwälte auf lokaler Ebene.

B. Die Notwendigkeiten

Henry John Temple, 3rd Viscount Palmerston, britischer Staatsmann und zweimaliger Premierminister Mitte des 19. Jahrhunderts, war für seinen pragmatischen und oft opportunistischen Ansatz zur Außenpolitik bekannt. »Wir haben keine ewigen Verbündeten und keine ewigen Feinde. Unsere Interessen sind ewig und fortwährend, und es ist unsere Pflicht, diesen Interessen zu folgen«⁴, war er sich deshalb sicher. Eine ähnliche Erkenntnis wird dem französischen General und Präsidenten (1959-1969) Charles de Gaulle zugeschrieben, der kurz und bündig meinte: »Der Staat, der seinem Namen gerecht wird, hat keine Freunde – nur Interessen«.

Hat ein deutsche Politiker der letzten Dekaden je solche Interessen zum Wohl der deutschen Bevölkerung bzw. Wahlbürger geäußert und definiert?

Oder anders: Ist es tatsächlich ein Zeichen moralischer Überlegenheit und im Interesse der Nettosteuerzahler, wenn Parteipolitiker Deutschland leichtfertig zum »Weltsozialamt« erklären und Personen aus aller Welt dazu einladen, auf Kosten der heimischen Trägergesellschaft, Transferzahlungen ohne Gegenleistung beziehen zu dürfen? Die damalige Fraktionssprecherin der Partei Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, sagte am 09.10.2013 im ARD-Morgenmagazin wie selbstverständlich: »Sind wir ein Land, das für Migrantinnen und Migranten offen ist, was Leute anzieht – die wir übrigens dringend brauchen, nicht nur die Fachkräfte, sondern weil wir auch Menschen brauchen, die in unserem Sozialsystem zuhause sind, und die sich hier auch zuhause fühlen können?«

Ähnlich gelagert ist die Frage, ob es ein die Gesellschaft anspornendes Ziel ist, als einziges Land – oder eines der wenigen Länder weltweit, bis zum Jahr 2045 eine sogenannte Klimaneutralität anzustreben. Klimaneutralität, dieser semantisch widersinnige Begriff bedeutet nichts anderes als das Herunterfahren industrieller Produktion gegen Null. Dass menschliches Handeln jede CO₂-Emission vermeiden soll, ist in einer Welt kohlenstoffbasierten Lebens illusorisch. Das Schrumpfen der Produktion, Deindustrialisierung sowie weitere Vorhaben und Ziele, die den wertschöpfenden Bürgern mehr Nach- als Vorteile bringen, die der Wirtschaft schaden und die Gesellschaft spalten, können nicht dem Eigeninteresse des Landes entsprechen. Schlimmstenfalls dienen sie den Interessen fremder Mächte.

Altruismus ist zwar stets geboten, Selbstverleugnung jedoch bestenfalls sklavenmoralisch zu rechtfertigen und evolutionsbiologisch gesehen ein Irrläufer.

Der große Philosoph des kritischen Rationalismus, Karl R. Popper⁵, war im Rahmen seiner Kritik des Historizismus und des Utopismus davon überzeugt, dass »Keine Generation […] zugunsten zukünftiger Generationen geopfert werden [darf], zugunsten eines Ideals, das vielleicht nie erreicht wird«. Das heißt: Jede Generation hat den gleichen Anspruch auf ein erträgliches Leben, und da wir immer irren können, könnte es leicht sein, dass die Utopisten einer Generation Lasten aufzwingen oder sogar Menschen opfern, ohne dass es der nachfolgenden Generation dann tatsächlich besser geht.

Um Deutschland aber wieder auf die Spur zu helfen, ist eines klar: Ohne neue Vision von sich selbst wird Deutschland in der Bedeutungslosigkeit versinken. Davon überzeugt ist der Schweizer Politikberater Remo Reginold in einem Interview mit der Onlineausgabe des Boulevardmediums 20 Minuten. Während sich die Staaten Asiens, Afrikas und Südamerikas strategisch klüger positionierten und an Einfluss gewönnen, marginalisiere sich Deutschland (bzw. Europa) mittelfristig weiter. Sie hingen weiterhin einer Werte- und Wirtschaftsordnung an, die so längst nicht mehr existiere. In einer mehrdeutigen, multipolaren Welt, die keine gesicherten Allianzen mehr kenne, in der man je nach Kontext einmal Partner und das nächste Mal Wettbewerber (oder Gegner) sei, fehle es Deutschland (Europa) an einer pragmatischen Sicht auf die Dinge. »Wir leben in einer mehrdeutigen Welt«, erklärt Reginold, »in der man sich nicht nur militärisch und wirtschaftlich, sondern auch kulturell und über Rohstoffe sowie Handelswege geopolitisch behaupten kann.« Besonders Indien habe das »Frenemy«-Prinzip perfektioniert: Je nach eigenem Vorteil wird das Gegenüber mal als Freund (friend) und mal als Feind (enemy) wahrgenommen und entsprechend behandelt.

Der globale Süden habe diese Realität längst erkannt. Deutschland (bzw. Europa) hingegen verschlössen immer noch die Augen davor. Das habe zur Folge, dass sie in vielen strategischen Regionen keine entscheidende Rolle mehr spielen – ob im Südchinesischen Meer, in der Arktis oder im Nahen Osten. Europa, insbesondere die Kolonialmacht Frankreich, haben in Afrika eine Lücke hinterlassen, die sofort von Russland und China geschlossen wurde. Reginold: »Europa verweist immer wieder auf scheinbare Werte, aber Geopolitik war noch nie moralisch.«

Der Politikberater ist sich sicher, dass es Deutschland wie Europa an einer klaren Vision fehlt. Zwar wird stets vollmundig eine Zeitenwende verkündigt, die aber nur eine hohle Phrase ist. Entscheidungen bezüglich zukünftiger Prioritäten und Investitionen fielen unter den Tisch.

Wie sieht nun tatsächlich die Wirklichkeit aus? Kann eine dermaßen diverse, offensichtlich entsolidarisierte Gesellschaft, wie die gegenwärtige deutsche (und europäische) Gesellschaft, sich noch auf gemeinsame, übergeordnete Ziele einigen? Kann eine solche Gesellschaft also noch gemeinsam an einem Strick in die gleiche Richtung ziehen?

Der Zustand einer entsolidarisierten Gesellschaft ist vergleichbar dem Zustand des entsolidarisierten Gesundheitssystems in Deutschland. Die meisten Ärzte sagen, das Gesundheitssystem wird nicht mehr funktionieren, weil es (immer) mehr nehmende Hände gibt, und immer weniger gebende Hände. Aufgrund diverser Gründe gebe es auch immer mehr Personen, die Transferleistungen bezögen (z.B. Bürgergeld), und auch noch andere Patientengruppen, die von diesem System profitierten, aber nichts dazu beitrügen. Ein solches System kenne nur ein Ende: Die Selbstzerstörung.

Diese Frage muss vor dem Hintergrund der gegenwärtigen gesellschaftlich-politischen Trends, Transformationen und politischen Vorgaben (z.B. Klimaneutralität bis 2045, Einwanderung) gestellt werden. Wie könnte unter solchen Voraussetzungen die Zukunft einer multiethnisch-fragmentierten Gesellschaft noch aussehen?

Nun, multiethnische Gesellschaften sind fragmentierte Gesellschaften höchster Entropie und geringster gemeinsamer Identität. Die Dystopie einer fragmentierten Gesellschaft ist das Bild einer diffusen Menge atomisierter Individuen, die aus allen lebendigen Bindungen (z.B. Familie, Dorf- und Wertegemeinschaft, Nation) herausgelöst, als identitäts- und traditionslose, stets austauschbare Humanressourcen überall einsetzbar sind und nur noch Einzelinteressen verfolgen. Sie sind dementsprechend schwach, einfach zu manipulieren und leicht auszubeuten. Der Verlust an Identität wird von außen (und innen) mittels Osmose fremder Identitäten nicht gebremst, sondern weiter beschleunigt. Nebenwirkungen sind kulturelle Inkompatibilität, kulturelle Nivellierung, Identitätsverlust und Gefühle der Entheimatung (fremd im eigenen Land), bewusste Segregation und Ghettoisierung, Kosten für Diversity Management, ethnische Verteilungskämpfe, Transfer externer Konflikte, Kriminalität. Begleitet werden diese Sachverhalte von zunehmenden Transaktionskosten. Transaktionskosten entstehen z.B., wenn zwischen den an einer Transaktion beteiligten Personen Kommunikationsbedarf, Verständigungsprobleme, Missverständnisse oder sonstige Konflikte auftreten. Soziale Entropie wird deutlich sichtbar, weil das erforderliche Maß an syntropischen Gegenkräften nicht mehr erreicht werden kann.

Ökonomisch muss damit gerechnet werden, dass die Einkommen auf Drittweltniveau fallen (was durch hochgradig mobile Produktivität erleichtert wird), Schutzregeln schwach sein werden, die Renten und die Pensionen des öffentlichen Dienstes verfallen und die Korruption regiert. Die Idee der Demokratie wird sich durch eine derartige Vielzahl an Lebensentwürfen, Glaubensrichtungen und Traditionen auflösen, so dass eine Mehrheitsbildung für gemeinsame Politikziele unmöglich wird.

Einer solchen Gesellschaft fehlt jede einigungsfähige geistige Konzeption des auf die Zukunft ausgerichteten gemeinsamen Zusammenlebens. Fehlt eine solche, gilt im Verhältnis der Menschen untereinander wieder mehr und mehr das Gesetz des »homo homini lupus est« (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf), das Recht des Stärkeren, das Gesetz des Bürgerkriegs. Dieser muss nicht (sofort) offen ausbrechen, sondern kann lange Zeit »molekular« unter der offiziell erlaubten Wahrnehmungsschwelle glimmen.

Der Begriff »molekular« im Zusammenhang und mit Bezug auf den Bürgerkrieg, geht auf einen Essay des deutschen Dichters und Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger zurück. Der wurde unter dem Titel »Ausblicke auf den Bürgerkrieg« im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL 25/1993 veröffentlicht. Im Frankfurter Suhrkamp-Verlag erschien der erweiterte Text im gleichen Jahr als »Aussichten auf den Bürgerkrieg«.

Enzensberger verstand unter einem »molekularen Bürgerkrieg« die Fragmentierung und Zersplitterung der Gesellschaft in eine Vielzahl von kleinen, teils unsichtbaren Konflikten, die nicht in traditionellen politischen Formen ausgetragen werden, sondern tief in der Alltagsrealität der Menschen verankert sind. Somit bezieht sich dieser »molekulare Bürgerkrieg« auf den Zerfall traditioneller sozialer Strukturen und die Diversifizierung der Gesellschaft, in der Spannungen und Konflikte nicht mehr als offene, politische Auseinandersetzungen stattfinden, sondern sich in subtileren, alltäglichen Formen äußern. Die Konflikte würden nicht mehr nur zwischen großen politischen Lagern oder Institutionen ausgetragen, sondern die einzelnen Individuen und Gruppen direkt betreffen, oft in Form von sozialer Entfremdung, kulturellen Spannungen oder Gewalt, die nicht unmittelbar politisch sind, aber dennoch das gesellschaftliche Gefüge destabilisieren.

Die Zahl der Messerkriminalität in Deutschland ist nach BKA-Statistiken seit 2021 messbar angestiegen: von 10.131 Fällen (2021) auf 13.844 Fälle (2023). Für 2024 erfasste die Polizei in Deutschland zu insgesamt 29.014 Straftaten einen »Messerangriff«. 54,3 Prozent davon entfielen auf Gewaltkriminalität, 43,3 Prozent auf Bedrohung und 2,4 Prozent auf sonstige Straftaten. Da die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) in diesen Phänomenfeldern immer genau eine Opferzählung pro Fall erfasst, entspricht die Zahl der Messerangriffe weitgehend der Zahl der unmittelbar verletzten Personen. Eine bundesweite Ausweisung der Todesopfer von Messerangriffen veröffentlicht das BKA nicht separat. Eine lokale Belegprobe aus Hamburg für das Jahr 2023 weist indessen von 74 registrierten Tötungsdelikten 34 mit einem Messer verübte Taten nach. Das entspricht einer Quote von etwa 46 Prozent. Auch wenn Politik, Medien und NGOs von Fall zu Fall verzweifelt versuchen Messerangriffe und Messermorde durch zumeist muslimische Einwanderer zu Einzelfällen bzw. psychiatrischen Einzelfällen umzudeuten, sind diese nicht zufällig. Sie zeigen ein klares Muster. Es sind keine isolierten Taten, sondern eine ziemlich verschärfte Form des molekularen Bürgerkriegs, der als informell koordinierter Dschihad gegen die Einheimischen immer deutlichere Konturen gewinnt.

»Begonnen wird er [der molekulare Bürgerkrieg] stets von einer Minderheit; wahrscheinlich genügt es, wenn jeder hundertste ihn will, um ein zivilisiertes Zusammenleben unmöglich zu machen. Noch gibt es in den Industrieländern eine Mehrheit von Zivilisten. Unsere Bürgerkriege haben bisher nicht die Massen ergriffen, sie sind molekular. Sie können aber, (…), jederzeit eskalieren und zum Flächenbrand werden«, hieß es in Enzensbergers Text von 1993. Und weiter: »Ein französischer Sozialarbeiter berichtet aus der Banlieue von Paris: Sie haben schon alles kaputtgemacht, die Briefkästen, die Türen, die Treppenhäuser. Die Poliklinik, wo ihre kleinen Brüder und Schwestern gratis behandelt werden, haben sie demoliert und geplündert. Sie erkennen keinerlei Regeln an. Sie schlagen Arzt- und Zahnarztpraxen kurz und klein und zerstören ihre Schulen. Wenn man ihnen einen Fußballplatz einrichtet, sägen sie die Torpfosten ab.«

Das sind keine Zufälle. Das ist gewollt. Es waren sogenannte Intellektuelle, Ideologen und Spindoctors – wie der in Deutschland geborene polnischstämmige Politikwissenschaftler mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, Yascha Mounk, die einer vorsätzlichen Heterogenisierung traditionaler Gesellschaften das Wort redeten. Bekannt ist seine Hoffnung, »(…) dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen und zwar eine monoethische, monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen, es wird glaube ich auch klappen, aber dabei kommt es natürlich auch zu vielen Verwerfungen.« Er sagte dies am 20.02.2018 im Rahmen eines Interviews in den ARD-Tagesthemen. Darüber hinaus forderte er, Gegner einer multiethnischen Gesellschaft, die mit Hass darauf reagieren, vom Staat wegen Hassverbrechen zu bestrafen.

Indessen ahnte der SDS- und APO-Aktivist sowie spätere Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit schon 1991: »Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer; sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen« (DIE ZEIT, Nr. 48/1991, 22.11.1991). Eine klare Ansage …

Wenn aber die Gesellschaft in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderstrebt sowie ihren Zusammenhalt und die Verbindlichkeit ihrer Werte einbüßt, ist es einer solchen vorsätzlich fragmentierten, bis aufs Äußerste atomisierten Gesellschaft noch möglich, eine die Gesamtbevölkerung einigende Zukunftsvision zu proklamieren? Wie sähe der »kleinste gemeinsame Nenner« in der Gesellschaft aus, der eine möglichst große Gruppe von Menschen noch anspräche und etwas wie ein gemeinsames Basisinteresse beinhalten müsste?

Unter den Bedingungen der multiethisch fragmentierten Gesellschaft und des Rückfalls in den Tribalismus scheint sich die gesamtgesellschaftliche Kohärenz zwangsläufig aufzulösen. Die immer zahlreicher werdenden und sich gegenseitig abgrenzenden Parallelgesellschaften werden zur Normalität. Nur noch innerhalb der jeweiligen Community herrscht Kohärenz, d.h. nur in diesen Fällen besteht noch ein Höchstmaß an Zusammenhalt.

Welche, alle Gruppen einigende Idee, könnte beispielsweise für junge arabische Salafisten, die das Kalifat anstreben, Personen, die sich als nichtbinär lesen, kritische, an der europäischen Aufklärung orientierte Rationalisten und traditionelle Kirchgänger ebenso gelten, wie für Arbeiter, die arbeiten und Transferempfänger, die nicht arbeiten? Wahrscheinlich gibt diese Frage sich selbst die Antwort.

Eines muss indessen klar sein: Ohne verständliche Vision von sich selbst, ohne disruptives Denken, ohne geostrategische, wissenschaftliche und technische Innovationen und mehr Eigenständigkeit droht Deutschland (und den europäischen Ländern) die Bedeutungslosigkeit. Die Welt dreht sich weiter – nur Europa bleibt stehen und verharrt geistig-moralisch verkommen im Gestern.

Doch nichts scheint derzeit unmöglicher zu sein als etwas Neues aufzubauen: Stabile, mehrheitsfähige Gemeinschaften und unabhängige Wirtschaftsnetze auf der Basis von Freiheit und Wohlstand mit einem neuen Gesellschaftsvertrag. Möglich erscheint bestenfalls, dass sich eine größere gesellschaftliche Teilmenge auf eine gemeinsame Vision einigt. Der Rest … ist Schweigen.

Konkrete Lösungsansätze sollen im Rahmen der Infodienst Futurmedia-Expertenrunden, Symposien und Workshops ersonnen werden.

C. Die Möglichkeiten

Es war der 11.03.2011, als spätestens an diesem Tag das Ende der friedlichen Kernenergie-Nutzung in Deutschland besiegelt wurde. Der durch ein Seebeben der Magnitude 9,1 ausgelöste Tsunami traf die nördliche Ostküste der japanischen Kerninsel Honshū. Nach Behördenangaben forderte die Naturkatastrophe 22.325 Menschenleben. Auch der Kernkraftwerkskomplex Fukushima-Daiichi wurde von einer 14 Meter hohen Flutwelle überrollt, wodurch die Dieselgeneratoren der Notstromversorgung versagten. Binnen weniger Tage kam es in den Kraftwerksblöcken 1, 2 und 3 zur teilweisen oder vollständigen Kernschmelze (»Meltdown«). Es gab keinen nachgewiesenen Todesfall durch akute Strahlenkrankheit nach der Explosion oder dem unmittelbaren Reaktorversagen.

Dennoch änderte in beschämend-opportunistischer Weise Bundeskanzlerin Angela Merkel schlagartig die deutsche Energiepolitik und leitete den beschleunigten sogenannten »Atomausstieg« ein. In Deutschland führten massenhafte Demonstrationen gegen Kernkraft und eine Welle von Bürgerprotesten zu einem enormen Druck auf die Bundesregierung. Noch im Oktober 2010 wurde eine Laufzeitverlängerung für Deutschlands Kernkraftwerke beschlossen. Die restliche Laufzeit der acht ältesten und neun jüngeren Reaktoren sollte um durchschnittlich 12 Jahre angehoben werden, um bis 2036 zumindest einen Teil des steigenden Strombedarfs decken zu können.

Die Entscheidung bedeutete eine Zäsur in der deutschen Energiepolitik. Sie führte im Rahmen der »Energiewende« zu einem rapiden Ausbau von Wind- und Solarenergie, ohne diesen jedoch durch kalt- oder schwarzstartfähige Kraftwerke (z.B. Gas- oder Wasserkraftwerke) redundant abzusichern. Schon damals debattierten Kritiker über Versorgungssicherheit, Netzausbau und steigende Strompreise. In den Folgejahren beherrschten wissenschafts- und technikfeindlich-romantische Ideologen, hinterhältige Subventionsprofiteure und ebenso bildungs- wie realitätsferne Parteipolitiker das Meinungsklima zur (größtenteils in Übersee ausgedachten) Energiewende, die sich ausschließlich auf sogenannte erneuerbare Energien stützen sollte. Kraftwerke, neben Kernkraftwerken auch Kohlekraftwerke, stillzulegen und unwiderruflich zu zerstören, ohne angemessen funktionierenden Ersatz zu haben, ist gemeingefährliches Glücksrittertum, aber keine verantwortungsbewusste Politik. Dasselbe gilt für die naive Vorstellung, zugunsten einer bestenfalls theoretisch vorhandenen Wasserstofftechnologie, jetzt schon die Infrastruktur einer bewährten Technologie, z.B. das sich über mehr als 600.000 Kilometer erstreckende deutsche Erdgasnetz, aus dem Boden zu reißen.

Doch Sonnen- und Windenergie unterliegen wetterbedingten Schwankungen, die eine stabile Netzführung erschweren. Gegenwärtig (2025) gibt es rund 3,5 Millionen Photovoltaikanlagen in Deutschland mit kumuliert 81 Gigawatt Leistung – wenn die Sonne scheint. Wenn sie nicht scheint, ist die Leistung Null. Das ist ein Zustand, der in die Mangelwirtschaft führt. Andererseits entstehen bei hoher Einspeisung (z.B. mittags bei Sonnenschein) lokale Überlastungen, da Netze historisch für zentrale, steuerbare Kraftwerke ausgelegt wurden. Ein landesweiter Blackout erscheint (derzeit) zwar wenig wahrscheinlich, aber mit lokalen Brownouts (gezielte Abschaltungen) ist realistischerweise zu rechnen, besonders in ländlichen Regionen mit schwachem Netz und hoher EE-Dichte (EE = »erneuerbare« Energien).

Was passieren kann, wenn man sich ausschließlich auf Sonne und Wind – die anscheinend keine Rechnungen schicken – ohne valide Grundlast, sei es durch Kernkraft oder Speichertechnologien, verlässt, zeigte sich am 28.04.2025. Um 12.33 Uhr dieses Tages brach in weiten Teilen Spaniens und Portugals das Stromnetz zusammen. Statt sich an physikalischen Natur- und Grundgesetzen zu orientieren, wurde das Netz zum Spielball chaotischer Einspeisung.

Doch Energie ist das Kriterium und die unbedingte Voraussetzung jeder Super-, Mega-, Ultra- und Hyperzivilisation. Ohne zuverlässige Energieversorgung gibt es keine Rechenzentren für Künstliche Intelligenz, keine Robotik, keine Quantencomputer, keine Elektromobilität, keine elektrischen Haushaltshilfen und keine Medizintechnik.

Sämtliche Basisinnovationen der kulturellen und zivilisatorischen Entwicklung – seien es die ersten Steinwerkzeuge (Faustkeil), die Kontrolle des Feuers, Ackerbau und Viehzucht (Neolithische Revolution), Metallurgie (Bronze- und Eisenwerkzeuge/-waffen), Dampfmaschine, Elektrizität, Verbrennungsmotor, Kernspaltung oder Genetik – waren vom Willen getrieben, sich aus der Abhängigkeit von der Natur und den Naturkräften zu befreien.

(Fast) ausschließlich auf die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie zu setzen, um als voraussichtlich einziges Land weltweit bis zum Jahr 2045 das irrationale Ziel der irrationalen sogenannten »Klimaneutralität« (zum Schaden des Wirtschaftsstandortes Deutschland) zu erreichen, ist nicht nur ein kultureller, sondern ein zivilisatorischer Rückschritt in die unberechenbare Abhängigkeit von den Launen der Natur.

Darüber hinaus zeigt sich hier der fundamentale Widerspruch zwischen dem sogenannten Klimaschutz (also dem Schutz eines statistischen Wertes) und dem Umweltschutz. In Spanien sollen 200.000 Olivenbäume zugunsten neuer PV-Anlagen gefällt werden. Bereits mehr als 50.000 Olivenbäume wurden im Norden der autonomen Region Andalusien Opfer von Sonnenenergieanlagen. Auch über 45.000 Weinstöcke wurden dafür schon entwurzelt und vernichtet. Noch verheerender sieht es hierzulande aus. In Deutschland gibt es derzeit (Anfang 2025) insgesamt knapp 30.300 Windkraftanlagen. Davon befinden sich zirka 28.770 Onshore‑Windenergieanlagen an Land und rund 1.500 Offshore‑Windräder in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord‑ und Ostsee. Weitere 2.405 Projekte befinden sich in der Planung, im Genehmigungsprozess oder im Bau. Allein der Materialeinsatz für eine durchschnittliche Windkraftanlage umfasst rund 500 bis 600 Tonnen Stahl, 2.000 bis 2.250 Tonnen Beton und drei bis 30 Tonnen Kupfer. Was aufgrund dieser zerstörerischen Selbstbeschränkung geliefert wird, ist eine Elektrizität, die nicht nur die teuerste aller entwickelten Länder ist, sondern auch eine der schmutzigsten.

Während des Zweiten Weltkriegs führte die britische Royal Air Force ab 1942 gezielte Flächenbombardements (gemäß »Area Bombing Directive No 5«) der Wohngebiete deutscher Städte durch. Das Ziel des völkerrechtlich umstrittenen »Moral und Area Bombings« war es nicht nur, den Durchhaltewillen der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen und den Widerstand zu zermürben. Die vorsätzliche Zerstörung historischer Innenstädte sollte auch das kulturelle Gedächtnis Deutschlands auslöschen. Eine historisch gewachsene Städtelandschaft versank einschließlich ihrer Kulturgüter damit unwiederbringlich. Was nach dem Wiederaufbau entstand, war an Hässlichkeit und Brutalismus oft nicht zu überbieten. Daran muss sich erinnert fühlen, wer die weiten Ebenen einer durch und durch von Windrädern »verspargelten« Kulturlandschaft sieht. Es scheint die ideologisch gewollte Fortsetzung der Flächenbombardements mit anderen Mitteln zu sein: Statt Krater sind Äcker, Wiesen und Wälder von Windrädern übersät. Jede Rückkehr zur Erinnerungs- und Vorstellungswelt eines noch teilweise intakten Landes soll offensichtlich endgültig ausradiert werden.

Fazit: Der deutsche Sonderweg einer sich fast ausschließlich auf Sonnen- und Windenergie stützenden Energieversorgung wird zwangsläufig scheitern. Wie erwähnt, werden sich die Kosten des Energiesystems aufgrund der völlig überteuerten Speicherung der schwankenden Stromversorgung vervielfältigen und zu Deindustrialisierung mit massiven Wohlstandsverlusten führen. Zusätzlich zum vorhandenen Kraftwerkspark wird der weitere Ausbau zur großflächigen Zerstörung der Landschaft, der Lebensräume vieler Tierarten und zu einer schwer abschätzbaren Veränderung der meteorologischen Verhältnisse führen. Aller Berechnungen nach werden die für die Installation von Solar- und Windkraftanlagen, Kabeltrassen, Speichern (Batterien und Wasserstoff), E-Fahrzeugen, Wärmepumpen notwendigen spezifischen Materialien wie Kupfer, Nickel, Lithium, Cobalt, Vanadium und Grafit in den nächsten 20 Jahren nicht ausreichend zur Verfügung stehen.

Doch eine Energiewende, die keine Zukunft hat, und die insbesondere aus irrational-ideologischem Wahn (Klimaneutralität) überhaupt keine Zukunft in Wohlstand bieten möchte, muss beendet werden.

Trotz dieser kontraproduktiven Aussichten finden in Deutschland noch Entwicklungen statt, die dem Anspruch einer hochtechnologischen Industrienation gerecht werden könnten. Und auf die man bauen sollte. Dazu bedarf es – im Gegensatz zu den Erneuerbaren – Energie in großen Mengen, die man nicht subventionieren muss, die zuverlässig ist und preiswert bereitgestellt werden kann.

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Ein in Deutschland ausgedachtes, aber aufgrund der gesetzlichen Verhinderungen hier bislang nicht umsetzbares Konzept der Elektrizitätsgewinnung ist der Dual‑Fluid‑Reaktor (DFR). Die Grundlagenforschung erfolgte zunächst am Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin. Im Februar 2021 gründeten einige der Beteiligten das kanadische Unternehmen Dual Fluid Energy Inc. mit dem Ziel, die Technologie zur kommerziellen Reife zu führen. Nach einer Einigung mit der Atomaufsicht Ruandas soll im Herzen Afrikas ein Demonstrationsreaktor gebaut und betrieben werden.

Gegenüber herkömmlichen Kernkraftwerken (z.B. Druckwasser‑ oder Siedewasserreaktoren) weist ein Dual‑Fluid‑Reaktor zahlreiche Vorteile auf.

Im DFR kann der Kernbrennstoff auf bis zu 1.400 Grad Celsius und das flüssige Blei‑Kühlmittel auf bis zu 1.000 Grad Celsius erhitzt werden. Diese hohen Temperaturen steigern den thermischen Wirkungsgrad der Stromerzeugung deutlich gegenüber den zirka 330 Grad Celsius in klassischen Wasserreaktoren. Durch die Trennung von flüssigem Brennstoff und Kühlmittel lassen sich die Temperaturdifferenzen im Reaktorkern präziser steuern. Dadurch wird mehr Wärme in elektrische Energie umgewandelt und so pro Masseneinheit Brennstoff mehr Leistung erzielt. Ganz entscheidend ist auch der Umstand, dass sein Betrieb weniger langlebige Abfälle erzeugt. Denn der flüssige Brennstoff ermöglicht eine höhere Brennstoffausnutzung und reduziert den Anteil langlebiger Spaltprodukte im Abfall. Das verringert sowohl die Menge des hochradioaktiven Abfalls als auch die Komplexität seiner Endlagerung. Des Weiteren können Spaltprodukte während des Betriebs entnommen und der Brennstoff durch Zugabe frischen Materials nachgefüllt werden. Dies ermöglicht einen nahezu unterbrechungsfreien Betrieb ohne periodischen sogenannten Refuel‑Shutdown.

Zusammengefasst verspricht ein DFR durch seine hohe Temperatur, passive Sicherheitssysteme und die effiziente Nutzung des Brennstoffs eine robuste, wirtschaftliche und ressourcenschonende Lösung für die IV. Generation der Kernenergie.

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Noch ehrgeiziger ist der Wettlauf zu einer Energiequelle, die sauber und beinah unerschöpflich ist: Das Fusionskraftwerk. Zwar arbeiten weltweit zahlreiche Forschungseinrichtungen und Start-ups an solchen Plänen. Doch Deutschland will Vorreiter in der Kernfusion werden, schreiben die Medien. Nach Jahrzehnten intensiver Forschung und Experimente zeigt sich, dass es etwas werden könnte mit einem profitablen Fusionskraftwerk. Start-ups, Risikokapitalgeber mit Milliardeninvestitionen und großen Visionen wollen auf lange Sicht fossile Brennstoffe, Wind- und Solaranlagen nicht nur ergänzen, sondern sogar überflüssig machen. Zwischen 2021 und 2024 sind allein die privaten Investitionen in Fusionsunternehmen weltweit um 300 Prozent gewachsen, schreibt die Unternehmensberatung Arthur D. Little (ADL). Die Kernfusion könnte all die Versprechen erfüllen, die erneuerbare Energien nicht halten können: Versorgungssicherheit, niedrige Energiepreise, saubere Stromerzeugung in praktisch unbegrenzter Menge und rund um die Uhr mit einem Bruchteil des radioaktiven Mülls, den die Kernspaltung verursacht. Das Risiko einer Kernschmelze entfiele ebenfalls.

Erfreulicherweise gibt es in Deutschland mehrere erfolgversprechende Projekte und Start-ups, die an der Entwicklung von Fusionsreaktoren arbeiten, um die Kernfusion zur Energieerzeugung zu nutzen. Das Darmstädter Unternehmen Focused Energy setzt auf Laserfusion und plant, bis Anfang der 2030er Jahre eine Testanlage mit 40 bis 50 Lasern zu bauen. Proxima Fusion aus München, eine Ausgründung des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, plant mit seinem Konzept »Stellaris«, das dort maßgeblich entwickelt wurde, bis 2031 einen Prototyp zu bauen und noch in den 2030er Jahren eine marktreife Fusionsanlage zu realisieren. Gauss Fusion hat sich den Baubeginn einer Anlage in Garching bei München mit einer elektrischen Leistung von einem Gigawatt für die Zeit zwischen 2028 und 2030 vorgenommen. Ein weiteres Unternehmen, das sich auf Laserfusion konzentriert und ebenfalls ambitionierte Ziele für die Entwicklung von Fusionsreaktoren verfolgt, ist Marvel Fusion aus München.

Außerdem wird vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald seit dem 10.12.2015 die Stellarator-Anlage Wendelstein 7-X (W7‑X) im Experimentierbetrieb geführt. W7‑X ist die größte Stellarator‑Fusionsanlage der Welt und dient der Erforschung der physikalischen und technischen Grundlagen für ein späteres Fusionskraftwerk des Stellarator-Typs, d.h. eines bestimmten magnetischen Einschließungssystems. Kernstück ist ein optimiertes, drehachsengekrümmtes Magnetfeld aus 50 supraleitenden Magnetspulen. Das Magnetfeld schließt ein bis zu 100 Millionen Grad Celsius heißes Plasma im Torus ein. Wendelstein 7‑X ist mithin ein Schlüsselprojekt, um zu zeigen, dass der Stellarator als stabiles, langlebiges Fusionsreaktorkonzept für die Stromerzeugung geeignet ist, um die entscheidenden Grundlagen für einen kommerziellen Fusionskraftwerkentwurf zu erarbeiten.

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Was Deutschland einst stark machte: Es war das Land der Familienunternehmen, Hidden Champions – und heute der Stealth‑Start-ups.

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) gab es im Jahr 2022 in Deutschland rund 3,2 Millionen Familienunternehmen, was etwa 90 Prozent aller Unternehmen entspricht. Ähnliche Angaben liefert die Stiftung Familienunternehmen: Demnach sind in Deutschland etwa 2,9 Millionen familiengeführte Unternehmen ansässig, ebenfalls knapp 90 Prozent des gesamten Unternehmensbestands. Unter ihnen befinden sich viele berühmte Hidden Champions. Mit diesem Begriff werden zumeist Weltmarktführer in Nischenbranchen bezeichnet, die der breiten Öffentlichkeit aber häufig unbekannt sind. Je nach Quelle liegen leicht unterschiedliche Zahlen über ihre Anzahl in Deutschland vor. Insgesamt wird von etwa 1.300 solcher Betriebe in Deutschland ausgegangen – d.h. mittelständische Marktführer, die in ihrer Branche mindestens zu den Top 3 weltweit zählen.

Ob Familienunternehmen oder Hidden Champion, sie sind diejenigen, die den wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland entscheidend mitprägen. Und erfreulicherweise betätigen sich viele dieser Unternehmen, zusammen mit Start-ups, nicht mehr nur in alten Wirtschafts- und Industriebereichen, sondern auch in ganz neuen, etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Robotik oder Raumfahrt.

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Viele Familienunternehmen integrieren inzwischen KI‑Lösungen zur Prozessoptimierung (Predictive Maintenance, Supply‑Chain‑Optimierung). Doch den Ton geben im Moment noch die US-Amerikaner und die Chinesen an. Es sind Unternehmen wie OpenAI (bekannt für seine GPT‑Modelle), Google DeepMind (AlphaGo, AlphaFold und multimodale Modelle wie Gemini), Anthropic (Claude) oder Perplexity AI, die – unterstützt durch Milliardeninvestments, den globalen KI‑Boom vorantreiben.

Doch selbst Deutschland kommt langsam aus den Startlöchern und profitiert von einer engen Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, starken Förderstrukturen und einem vielfältigen Gründungsökosystem.

Mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an Standorten in Kaiserslautern, Saarbrücken, Bremen und Berlin – sowie zahlreichen Max‑Planck‑Instituten (u.a. für Intelligente Systeme in Tübingen und Stuttgart) besteht eine starke staatlich geförderte Basis. Cluster wie »Cyber Valley« in der Region Stuttgart/Tübingen oder das Spitzencluster »Munich Urban Colab« bündeln Universitäten, außeruniversitäre Forschung und Industriepartner.

Ob Aus- oder Neugründungen, die wichtigsten KI-Gründerzentren, die ein einzigartiges Ökosystem von Start-ups bilden, sind Berlin, München und Stuttgart. Prominente Beispiele sind Merantix (KI‑Hubs), TwentyBN (Video‑KI), Celonis (Process Mining) und Arago (Automatisierungssoftware). Zahlreiche Inkubatoren und Venture‑Capital‑Geldgeber fördern jährlich Hunderte neuer KI‑Start-ups. Nicht zuletzt sind es auch global agierende Konzerne wie Siemens, Bosch oder SAP, die eigene KI‑Forschungseinheiten betreiben und »AI‑as‑a‑Service« in Bereichen von Fertigungsautomation bis Business Software entwickeln.

Eng verknüpft mit Künstlicher Intelligenz sind Projekte der Robotik und der Betrieb humanoider Roboter. Diese sind zunehmend im Fokus der Forschung und Industrie, da sie das Potenzial haben, in verschiedenen Bereichen menschliche Aufgaben zu unterstützen und zu erleichtern. Die Entwicklung und Anwendung dieser Roboter erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Anwendern, um praxisnahe und wettbewerbsfähige Lösungen zu schaffen.

Auch auf diesem Gebiet sollten deutsche Forschungseinrichtungen und Unternehmen nicht abgeschrieben werden, obwohl die Robotik und Automation in Deutschland zuletzt an Wettbewerbsfähigkeit nachließen. Für 2025 prognostiziert die Branche einen Gesamtumsatz von minus neun Prozent auf 13,8 Milliarden Euro. Das vergangene Jahr schlossen die Unternehmen mit einem Umsatz von minus sechs Prozent mit 15,2 Milliarden Euro ab.

Deutschland liege mit 419 Einheiten nun auf dem vierten Platz des weltweiten Rankings, sagen die Branchenverbände. Die Spitzenplätze nähmen Südkorea mit 1.012 Einheiten sowie Singapur mit 770 Einheiten je 10.000 Arbeiter ein. Da das künftige Wachstum der Volkswirtschaften nur durch Robotik und Automatisierung als Schlüsseltechnologien möglich sei, müsse endlich eine Aufholjagd gestartet werden, mahnte Dietmar Ley, Vorsitzender des Fachverbands VDMA Robotik + Automation. Nur so sei gewährleistet, dass das volkswirtschaftliche Wachstum durch Produktivität und Innovationen gesteigert werden könne.

Leuchttürme der Robotik in Deutschland sind etwa KUKA mit Sitz in Augsburg, Festo aus Esslingen oder das 2019 gegründete Metzinger Unternehmen NEURA Robotics. Immer noch gilt KUKA, 1898 gegründet, als technologisch führender Anbieter von Industrierobotern in Deutschland. Der 1973 entwickelte KR FAMULUS war der weltweit erste elektrisch angetriebene Industrieroboter. Obwohl KUKA als größter deutscher Roboterhersteller den Markt dominiert, gibt es Spezialisten, die in Nischen oder mit neuartigen Technologien glänzen und voranstürmen.

NEURA Robotics etwa verfolgt das Ziel, »Robotern Sinne (Umgebungswahrnehmung) und Verstand (künstliche Intelligenz) zu verleihen, um die Robotik grundlegend zu revolutionieren und die Menschheit effektiv zu unterstützen«. Beispielsweise werden »kollaborative Roboter um kognitive Fähigkeiten erweitert, damit sie in bestehenden Arbeitsumgebungen sicher und intuitiv Hand in Hand mit Menschen arbeiten können, ohne teure Schutzvorrichtungen zu benötigen«. Dies wird erreicht, indem eine kognitive Sensorik es den Robotern ermöglicht, dynamisch auf ihre Umgebung zu reagieren. Das Produktspektrum reicht von »MAiRA« (Multi‑sensing-intelligent-Robotic Assistant), einem kognitiven Roboterarm mit neuartigen, vollständig integrierten Sensoren für vielseitige Automatisierungsaufgaben bis zu »4NE‑1«, einem fortschrittlichen kognitiven humanoiden Roboter, der sehen, hören und tasten kann und dessen dritte Generation für 2026 geplant ist. Nach eigenen Angaben erreicht NEURA Robotics »durch die vollständige Inhouse‑Fertigung aller Schlüsseltechnologien eine unvergleichliche Kosteneffizienz und optimale Systemintegration«.

Der seit Ende 2023 in Pflegeheimen eingesetzte, rund 75 Zentimeter große soziale Roboter »Navel« des Münchner Startups Navel Robotics, auch als Empathie-Roboter bezeichnet, soll die emotionale und kognitive Aktivierung der Heimbewohner dienen und die soziale Interaktion fördern. Vereinsamung und Sprachlosigkeit, oft infolge fortschreitender Demenz, sind die sicheren Begleiter im hohen Alter – zuhause oder im Heim. Navel ist mittels Künstlicher Intelligenz in der Lage, Senioren Gesellschaft zu leisten, eine soziale Beziehung aufzubauen und mit ihnen zu sprechen, indem er beispielsweise die Emotionen seines Gegenübers erkennt, errechnet und entsprechend ein einfaches Gespräch führt. Andere soziale Interaktionsroboter können mit Menschen spielen, sie zu gymnastischen oder Rehabilitationsübungen anleiten. Aber sie sind auch fähig, die Briefpost oder Bücher vorzulesen.

Ein weiterer Bereich, in dem intensiv geforscht wird, ist das weite Feld der (teils humanoiden) Assistenz- und/oder Pflegeroboter. Serviceroboter, wie etwa der vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelte, vielseitige Care-O-bot können z.B. Essen bringen, Getränke servieren, Medikamente ausgeben, an Termine, die Einnahme von Medikamenten oder an das Trinken erinnern.

Weitere Aufgaben solcher Roboter, die sie jetzt schon oder künftig bewältigen, dürften die Zimmerreinigung sein, das Geschirr- oder Wäschewaschen, die Wäsche- und Essensverteilung, das Absolvieren von Kontrollgängen, telemedizinische Untersuchungen, Hilfe beim Ankleiden, der Nahrungsaufnahme oder Körperhygiene, das Heben von Patienten aus dem Bett oder in einen Rollstuhl und so weiter. »Assistenzroboter mit umfangreicheren, auch physischen Interaktionsfähigkeiten und komplexem autonomem Verhalten sind noch der Forschung zuzuordnen«, heißt es seitens Fraunhofer-Instituts.

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Als Terrorwaffe V2 geplant, durchstieß eine von der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf der Ostseeinsel Usedom gestartete Aggregat 4-Fernrakete am 20.06.1944 als erstes von Menschen konstruierte Objekt die Grenze zum Weltraum, die sogenannte Kármán-Linie (100 Kilometer). An diesem Tag erreichte die A4 eine Rekordhöhe von etwa 174,6 Kilometern über dem Meeresspiegel.

Das letzte Mal, dass eine in Deutschland gestartete Rakete den Weltraum erreichte, war der 02.05.1963. Es war eine vom deutschen Raketenkonstrukteur Berthold Seliger (1928-2020) vom Startplatz Cuxhaven abgeschossene selbstentwickelte Dreistufenrakete, die – zunächst mit reduzierter Treibladung, eine Gipfelhöhe von rund 110 Kilometern erklomm. Verschiedene Quellen berichten sogar von Höhen bis zu 150 Kilometern, die später – bei voller Treibladung – erreicht wurden. Ein genaues Startdatum dafür ist aber nicht eindeutig belegt. Nach diesem Flug wurden Starts mit erwarteter Flughöhe oberhalb von 100 Kilometer im Cuxhavener Wattengebiet aus Sicherheits‑ und Genehmigungsgründen untersagt, sodass seither keine deutsche Rakete mehr von deutschem Boden gestartet, die Grenze zum Weltraum überschritten hat.

Seitdem dämmert die deutsche Raumfahrt vor sich hin. Nach den Fehlschlägen mit den ELDO-Raketen Europa 1 und Europa 2 zwischen 1968 und 1971 wurde Deutschland mit wenig Eigenständigkeit fest in internationale Projekte eingebunden. Zu diesen Projekten zählen die Beteiligung an der Internationalen Raumstation (ISS), die Mitentwicklung der Trägerrakete Ariane 6 und die Mitarbeit an Galileo, dem europäischen Satellitennavigationssystem.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) ist das zuständige deutsche Forschungszentrum, außerdem Weltraumagentur. Es spielt eine zentrale Rolle in der Forschung und Entwicklung neuer Technologien für die Luft- und Raumfahrt. Daneben ist Deutschland einer der wichtigsten Mitgliedsstaaten der ESA (Europäische Weltraumorganisation) und beteiligt sich an zahlreichen ESA-Missionen und -Projekten, wie z.B. der Erforschung des Mars mit dem ExoMars-Rover.

Inzwischen scheint die deutsche Raumfahrtindustrie bestrebt zu sein, mehr Souveränität und Unabhängigkeit zu erlangen, insbesondere ihre technologische Souveränität zu stärken und neue Märkte zu erschließen. Die Politik setzt auf eine stärkere Beteiligung privater Unternehmen und eine Förderung von Innovationen, insbesondere im Bereich der New Space-Aktivitäten. Darunter sind vornehmlich private und privat finanzierte kommerzielle Geschäftsmodelle zu verstehen: von Trägersystemen (z.B. wiederverwendbare Raumgleiter) und Kleinsatelliten über Weltraumtourismus, Produktionsstätten in der Schwerelosigkeit (Raumstationen) bis hin zu Mond- bzw. Asteroiden-Bergbau und Weltraumkolonien. Ziel ist es, Deutschland als führenden Standort für Raumfahrttechnologien und -anwendungen zu positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Raumfahrtindustrie zu steigern.

Im Januar 2025 forderte der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) die deutsche Politik auf, ihr Engagement bei der militärischen und strategischen Raumfahrt signifikant zu erhöhen. Die Branche könne technologisch mithalten, benötige jedoch eine klare Strategie und mehr Investitionen, um die Souveränität Deutschlands und Europas zu sichern. Marie-Christine von Hahn, Hauptgeschäftsführerin des BDLI: »Wir haben in Deutschland und Europa bei der Raumfahrt großen Aufholbedarf. Die sicherheitspolitische Bedeutung des Weltalls darf hierzulande nicht länger die zweite Geige spielen.«

Analysten von McKinsey & Company sehen in der Weltraumwirtschaft (engl.: Space Economy) einen stark wachsenden und bedeutenden Markt. Verglichen mit einem Geschäftsvolumen von 630 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023, gehen sie für das Jahr 2035 von einem inflationsbereinigten Marktvolumen von 1,8 Billionen US-Dollar aus. Dieser Wert umfasst einerseits direkte »Backbone-Anwendungen« – etwa den Bau von Satelliten und Trägerraketen oder weltraumgestützte Dienstleistungen wie etwa GPS oder Mobilfunk. Darüber hinaus sind sogenannte »Reach Applications« weitere Wachstumstreiber. Darunter werden Produkte und Leistungen verstanden, die entweder neu, aufgrund der Raumfahrtanforderungen, entstehen oder durch sie getrieben werden, etwa Robotik oder Künstliche Intelligenz. Dieses beispiellose Wachstum wird sowohl durch technologische Fortschritte als auch durch eine steigende globale Nachfrage nach weltraumgestützten Diensten vorangetrieben.

Kein Wunder, dass auch neue deutsche Raumfahrt-Startups ihre Stücke, also mehr als nur ein paar Krümel, vom Kuchen haben wollen. Unverzichtbar ist daher eine breite Unterrichtung der Öffentlichkeit sowie der Meinungsführer und Entscheidungsträger über die Chancen und Vorteile innovativer Technologien: Seien es Künstliche Intelligenz, Robotik, Quantencomputer, Raumfahrt, Gentechnologie, Synthetische Biologie, Nanotechnologie usw. Nur über eine solche breit angelegte Unterstützung kann sich Deutschland wieder in Richtung Weltspitze voran arbeiten.

Zu den erfolgreichen deutschen Raumfahrt-Startups, die in jüngster Zeit gegründet wurden und mit aktuellen Projekten den Start in den Weltraum wagen, zählen u.a. HyImpulse Technologies (Website), POLARIS Raumflugzeuge (Website), Rocket Factory Augsburg (Website) und The Exploration Company (Website).

Auch das Unternehmen Isar Aerospace ist ein Startdienstanbieter für Satelliten, der mit seiner 28 Meter hohen Trägerrakete ›Spectrum‹ Tests am norwegischen Weltraumbahnhof Andøya Spaceport durchführt und auch von dort bald regelmäßig starten möchte.

All diese Beispiele zeigen, dass Deutschland technologisch-wirtschaftlich noch nicht so abgeschlagen ist, wie häufig geunkt wird. Dennoch gibt es eine starke Macht ideologisch verirrter und irrationaler Maschinenstürmer aus dem Politik-, Medien- und NGO-Komplex, die, statt hinauf zu den Sternen zurück in ein naturseliges Biedermeier möchten. Diese Klasse parasitärer Nettostaatsprofiteure strebt hartnäckig zugunsten »ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit« eine vorsätzliche Degrowth-Politik an. Mit den Idealen von Lastenfahrrädern und anderen nicht-motorisierten Fortbewegungsmitteln, Verzicht auf Flugreisen und Kreuzfahrten, Gemüsekooperativen, Tauschbörsen, Reparaturinitiativen usw. werden sie lediglich erreichen, dass die deutsche Bevölkerung verarmt, in Verteilungskonflikte gerät, einer sinkenden Lebenserwartung entgegensieht – und sich Deutschland als ehemalige Kulturnation auflöst. Das ist zwar ihr Ziel. Aber es ist das Ziel einer totalitären Minderheit.

Scrollt man durch die sozialen Medien, durch YouTube u.Ä. wird man förmlich von oben bis unten von defätistischen Schlagzeilen angesprungen: »Deutschland ist nicht mehr zu retten. / Es wird wieder Krieg geben. / Wir sterben aus – und keiner redet darüber. / Damit wird die deutsche Mittelschicht ausradiert. / Fremd im eigenen Land: Eine Gefahr für alle. / In wenigen Jahren ist unser System am Ende. / Das Wirtschaftssystem auf der Kippe. / Verlieren 80 Millionen Deutsche alles. / Es verlassen mehr Menschen Deutschland als zurückkehren« …

Infodienst Futurmedia möchte konstruktiv-kritische Kontrapunkte setzen, das Positive suchen und Projekte der Hoffnung und Nachahmung präsentieren. Mission ist es u.a. die Bürger, insbesondere jedoch Führungskräfte und Entscheidungsträger, auf die sich beschleunigenden Zukunftsentwicklungen vorzubereiten.

Nachsatz

Der Kulturphilosoph Arnold J. Toynbee sah die Grundlage der Entstehung von Zivilisationen in der Fähigkeit »schöpferischer Minderheiten« Lösungen und Antworten (responses) für die Krisen und Herausforderungen (challenges) des jeweiligen Zeitalters zu finden. Gelingt diese Krisenbewältigung nicht, wird die jeweilige Zivilisation untergehen⁵.

¹Garett Jones, The Culture Transplant. How Migrants Make the Economies They Move To a Lot Like the Ones They Left, Stanford Business Books, November 2022, 228 Seiten (https://www.sup.org/books/economics-and-finance/culture-transplant).
²Aus: Bassam Tibi, Europa ohne Identität? Die Krise der multikulturellen Gesellschaft. Bertelsmann, München 1998.
³Gaetano Mosca, Die Politische Klasse (Band 1), Seite 9, epubli; 3. Edition (27. Januar 2020).
⁴Original: »We have no eternal allies, and we have no perpetual enemies. Our interests are eternal and perpetual, and those interests it is our duty to follow«
⁵Hans-Joachim Niemann (Bamberg), Die Utopiekritik bei Karl Popper und Hans Albert, aus: Aufklärung und Kritik Nr. 1, S. 57-64, Nürnberg 1994, (Gesellschaft für kritische Philosophie)
⁶Zitiert nach: Thomas Tartsch, Islamismus, Dialog und Euro Islam. Gehenna Buchverlag, Datteln, 2008 (Seite 59).
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