
Wieder werden in Deutschland die Kriegstrommeln geschlagen. In panischer, geradezu selbstmörderischer Art und Weise sollen die deutsche Bevölkerung und Wirtschaft – ja, das gesamte Alltagsleben kriegstüchtig gemacht werden. In völliger Verkennung der tatsächlichen Bedrohungen wird zu einer längst überholten Strategie aufgerufen. Doch durch eine planwirtschaftlich gesteuerte Kriegswirtschaft wird bestenfalls ein Strohfeuer entzündet. Statt millionenfach gegen diesen Wahnsinn auf die Straße zu gehen, lassen sich der deutsche Michel und die deutsche Lieschen Müller zum wiederholten Mal das Fell über die Ohren ziehen.
Denn das Gefechtsfeld der Zukunft wird weder von der Kavallerie noch von Panzerarmeen beherrscht. Der Systempreis eines modernen Panzers beträgt zwischen zirka fünf und 17 Millionen Euro. Doch, wie der Krieg in der Ukraine oder der Kampf der mexikanischen Armee gegen die Drogenkartelle zeigt, können diese Kriegsgeräte mit günstigen Kampfdrohnen oder Hyperschallraketen (mit Mehrfachsprengköpfen) im Nu ausgeschaltet werden.
Die künftigen Schlachten, die es zu vermeiden gilt, werden ausgetragen im Informationsraum (kognitive Kriegsführung), im Cyberraum (IT-Krieg), im Weltraum (Hyperschallraketen und EMP-Bomben) – sowie in den Kreißsälen unserer Krankenhäuser (Geburtendschihad).
Die Berliner SPD-Politikerin mit palästinensischen Wurzeln (und zwölf Geschwistern) Sawsan Chebli, hatte Ende Januar 2025 in dankenswert unverblümter Weise auf dieses in den muslimischen Parallelgesellschaften weit verbreitete Motiv hingewiesen und diese aufgefordert: »Bitte gebt nicht auf! Es ist auch euer Land. Demographie wird Fakten schaffen (…).« Die Tatsache des Geburtendschihad ist nicht neu und hat schon in vielen, einst nichtmuslimischen Ländern, vollendete Tatsachen geschaffen.
Der einst christlich und westlich geprägte Libanon – noch 1956 waren mindestes 54 Prozent der Einwohner Christen – wurde als die »Schweiz des Orients« gerühmt. Mit zunehmender Islamisierung wurde das Land immer instabiler, immer fragmentierter – d.h. diverser – und stürzte von Bürgerkrieg zu Bürgerkrieg. Um die Zeit des Ersten Weltkriegs herum, verzeichnete die Türkei, d.h. das Osmanische Reich, einen christlichen Bevölkerungsanteil von 20 Prozent. Heute beträgt er 0,2 Prozent. Die Demografie ist langsam, in ihrer Konsequenz aber unerbittlich.
Am 10. April 1974 prophezeite der damalige Präsident Algeriens, Houari Boumédiène, in einer Rede im New Yorker UNO-Hauptquartier dasselbe: »Un jour, des millions d’hommes quitteront l’hémisphère Sud pour aller dans l’hémisphère Nord. Et ils n’iront pas là-bas en tant qu’amis. Parce qu’ils iront là-bas pour le conquérir. Et ils le conquerront avec leurs fils. Le ventre de nos femmes nous donnera la victoire.«
Auf Deutsch: »Eines Tages werden Millionen von Menschen die südliche Halbkugel verlassen, um in die nördliche Halbkugel zu gehen. Und sie werden nicht als Freunde kommen. Sie werden kommen, um sie zu erobern. Und sie werden sie mit ihren Söhnen erobern. Die Gebärmütter unserer Frauen werden uns zum Sieg führen.«
Abgesehen von dieser, die innere und äußere Sicherheit unmittelbar bedrohende Gefahr, muss zuletzt auch die Inkompatibilität der Interessenlagen innerhalb Europas betrachtet werden. Wieder einmal soll Deutschland vor den Karren fremder Interessen gespannt werden. Doch die geostrategischen Interessen einer Seemacht wie Großbritannien sind andere als die einer Kontinentalmacht wie Deutschland. Kein Land in Europa hat mehr Grenzen und damit mehr Nachbarn als Deutschland. Eine europäische Verteidigungsallianz ist schon aus diesen Gründen eine im Ansatz gescheiterte Illusion. Eine weitere, typisch deutsche Nachkriegsillusion ist der Glaube an »unsere Freunde«. Zumindest die politischen Klassen der Briten, der Franzosen oder der Polen sind alles andere als deutschfreundlich.
Zu schlechter Letzt: Während des Kalten Krieges war die Landfläche Deutschlands als Schlachtfeld für eine auch atomare Konfrontation zwischen NATO und Warschauer-Pakt vorgesehen. Die Verwandlung Deutschlands in eine auf ewig atomar verstrahlte Wüste wurde von »unseren Freunden« billigend in Kauf genommen. Keiner sollte glauben, dass ein mit Atomwaffen ausgetragener Krieg langfristig zu überleben sei.
Verhungern im nuklearen Winter
In diesem Zusammenhang muss auf eine Ausschreibung des US-amerikanischen Kriegsministeriums vom 10.09.2024 hingewiesen werden. Angefordert wurden Studien zur Modellierung eines globalen Atomkrieges. Erforscht werden soll dabei vor allem, welche Auswirkungen der Atomwaffeneinsatz auf die Landwirtschaft und die Umwelt hätte. Abgabeschluss war der 12.09.2024.
Die Atomkriegsgefahren dürfen nicht leichtfertig und überheblich ignoriert werden. Nach Ende des Kalten Krieges hat die atomare Bedrohung durch die Modernisierung der Atomwaffenarsenale, neue geopolitische Spannungen und dem Entstehen neuer Atomstaaten bedrohlich zugenommen. Länder wie die USA, Russland, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea entwickeln ihre nuklearen Fähigkeiten weiter und bauen sie aus, was zu einem erneuten Rüstungswettlauf führte. Er ist gekennzeichnet durch technologische Fortschritte bei den Trägersystemen wie Hyperschallraketen und autonome Waffen. Diese Entwicklung erhöht angesichts der rund 15.000 vorhandenen Atomwaffen das Risiko eines versehentlichen, vorsätzlichen oder falsch berechneten nuklearen Konflikts drastisch. In der Vergangenheit kam es wegen Unfällen, Falschberechnungen, Fehlalarmen oder Missverständnissen mehrfach (insbesondere 1983) und jeweils unbeabsichtigt zu einem Beinahe-Atomkrieg. Er hätte nicht nur für die unmittelbaren menschlichen Opfer, sondern auch für die globale Umwelt und die Ernährungssicherheit katastrophale Folgen gehabt.
Die Modellierung der Auswirkungen eines Atomkriegs auf die Landwirtschaft ist daher zu einem wichtigen Instrument für das Verständnis dieser weitreichenden Folgen geworden. Mit »AgriShock«, einem modernen, vom US-Kriegsministerium entwickelten Programm, sollen detaillierte Simulationen der Auswirkungen von Atomdetonationen und des sogenannten nuklearen Winters auf landwirtschaftliche Systeme ermöglicht werden. Ein nuklearer Winter, bei dem massive Feuerstürme Unmengen von Rauch, Ruß und Staub in die Atmosphäre blasen, der das Sonnenlicht blockiert und die Temperaturen weltweit drastisch absenkt, würde zu Ernteausfällen, schwerer Nahrungsmittelknappheit und dramatischen Auswirkungen auf die globalen Agrarsysteme führen. Solche Folgen würden nicht nur die unmittelbar von den Atomexplosionen betroffenen Regionen verwüsten, sondern auch eine Kaskade wirtschaftlicher und humanitärer Krisen auf der ganzen Welt auslösen, die das Leben von Milliarden Menschen bedrohen.
Am 10. September 2024 hat das »Engineer Research and Development Center« (ERDC) des US Army Corps of Engineers, Boulder, Colorado, eine Ausschreibung veröffentlicht, die – aufbauend auf früheren AgriShock-Studien – Vorhersagen über die Auswirkungen eines Atomkriegs auf globaler Ebene, jedoch insbesondere im ehemaligen Ostblock (Osteuropa, Westrussland und jenseits davon), hinsichtlich Ernteerträge, Bodengesundheit und Lebensmittelversorgungsketten präzisieren soll. Die Erkenntnisse würden für die Optimierung globaler Ernährungssicherheitsstrategien, für die internationale Landwirtschaftspolitik und für die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen mögliche atomar bedingte Störungen genutzt.
Es stellt sich die Frage, weshalb das Pentagon diese Frage per Forschungsauftrag neu klären und modellieren lassen möchte. Gibt es doch zahlreiche, ähnliche Szenario-Entwürfe. Indessen – die Parameter der US-Amerikaner sind nicht bekannt. Bekannt sind allerdings die Auswirkungen der atomaren Kriegführung. Die am 15.08.2022 publizierte Studie »Global food insecurity and famine from reduced crop, marine fishery and livestock production due to climate disruption from nuclear war soot injection« zeigt, dass durch einen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Russland mehr als fünf Milliarden Menschen ums Leben kämen. Konkret: Durch den massiven Rückgang bei den landwirtschaftlichen Erträgen würden 75 Prozent der Weltbevölkerung innerhalb von zwei Jahren verhungern. Ein »begrenzter« Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan würde mehr als zwei Milliarden Menschen das Leben kosten.
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