Aufruf zur »cislunaren« Vorherrschaft
Am 18. Dezember 2025 verkündete US-Präsident Donald J. Trump mit der Durchführungsverordnung (Executive Order) »Ensuring American Space Superiority« eine umfassende Neuausrichtung der US-amerikanischen Raumfahrt- und Sicherheitspolitik. Die Direktive setzt einen klaren nationalen Kurs: Die Vereinigten Staaten wollen technologisch, wirtschaftlich und militärisch die dominierende Macht im Weltraum bleiben und ihre strategischen Interessen gegen die wachsende internationale Konkurrenz, insbesondere aus China, absichern.
Im Zentrum des Dekrets steht ein ambitioniertes Zeitprogramm zur Rückkehr amerikanischer Astronauten auf den Mond bereits bis 2028, gekoppelt mit dem Aufbau einer dauerhaften US-Basis auf dem Mond bis 2030. Sie soll u.a. mit Kernreaktoren betrieben werden. Die Administration sieht darin nicht nur einen symbolischen Sieg im »Space Race« (Weltraumwettlauf), sondern einen strategischen Hebel, um die industrielle Basis und technologische Führerschaft der USA zu stärken. Parallel dazu tritt das Artemis-Programm, das unter früheren Regierungen gestartet worden war, in eine neue Phase, die stärker auf Einsatzfähigkeit, Zeitplan und Wettbewerb ausgerichtet wird.
Ein bemerkenswerter Aspekt des Dekrets ist die Betonung von Weltraumsicherheits- und Verteidigungsstrategien. Das Weiße Haus fordert das Pentagon und die Nachrichtendienste dazu auf, innerhalb von sechs Monaten eine integrierte »Space Security Strategy« vorzulegen, die bestehende und zukünftige Bedrohungen im Raum zwischen niedrigen Erdumlaufbahnen und dem Mond abdeckt und auch das Potenzial gegnerischer Atomwaffen im Weltraum adressiert. Damit rückt die militärische Dimension des Weltraums in den Vordergrund eines Dokuments, das zugleich nationale Sicherheit und technologische Innovationskraft verknüpfen soll.
Auch die wirtschaftliche Komponente ist zentraler Bestandteil der neuen Politik: Öffentliche und private Akteure sollen durch Reformen bei Beschaffung und Regulierung, sowie durch eine gezielte Förderung privater Investitionen – im Faktenteil des Weißen Hauses als Ziel von 50 Milliarden Dollar Privatkapital bis 2028 genannt – stärker in den Weltraumsektor eingebunden werden. Die Verwaltung will unter anderem Anreize für private Raumstationen schaffen, welche die Internationale Raumstation (ISS) bis 2030 ersetzen sollen.
Politisch und organisatorisch führt das Dekret zu einer signifikanten Umstrukturierung: Der bisherige »National Space Council« wird aufgehoben und durch eine stärkere Rolle des »Office of Technology Policy« im Weißen Haus ersetzt, das künftig die koordinierende Funktion zwischen NASA, Verteidigungs- und Wirtschaftsressorts übernehmen soll. Diese Neuordnung signalisiert sowohl eine Zentralisierung von Raumfahrtentscheidungen als auch eine verstärkte politische Kontrolle über strategische Technologien und Ressourcen.
Wirtschaftlich und technologisch knüpft das Dekret an laufende Debatten über Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit an: Die Trump-Administration hat in den letzten Monaten bereits den NASA-Haushalt sowie das Personal reduziert und private Raumfahrtunternehmen stärker in den Fokus gerückt, wobei insbesondere SpaceX-Projekte für die Umsetzung der Missionen eine zentrale Rolle spielen sollen. Zugleich warnt die US-Militär- und Sicherheitspolitik vor Lücken in der nationalen Raumlageführung, die durch klarere Rollenverteilungen zwischen Space Force, Space Command und anderen Diensten geschlossen werden müssten.
Das Dekret ist Teil einer breiteren geopolitischen Betrachtung, in der der Weltraum zu einem zunehmend umkämpften Terrain wird: aktuelles oder künftig denkbares orbitales »Dogfighting« (bekannt als ›Kurvenkampf im Luftgefecht‹) zwischen US- und chinesischen Satelliten sowie strategische Wettbewerbszüge anderer Raumfahrtnationen unterstreichen, dass die USA mit ihrer Politik nicht nur wissenschaftliche und kommerzielle Ziele verfolgen, sondern auch die sicherheitspolitische Dominanz im All anstreben und/oder sichern wollen. Konkret wird die Entwicklung eines umfassenden Luft- und Raketenabwehrsystems angestrebt, das als »Golden Dome« bekannt ist.
Insgesamt markiert die »Sicherstellung amerikanischer Überlegenheit im Weltraum« (Ensuring American Space Superiority) einen breit angelegten Versuch, die US-Führung im Weltraum institutionell, technologisch und ideologisch zu verankern – mit klaren Programmzielen, strukturellen Neuausrichtungen und der Verknüpfung ziviler und militärischer Raumfahrtinteressen.
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