Schüler-Trend: Jobben statt Ausbildung

Schüler-Trend: Jobben statt Ausbildung

Von den Schülern in Deutschland möchte jeder Fünfte nach der Schule erst einmal arbeiten, anstatt eine formale Berufsausbildung aufzunehmen. Besonders häufig trifft das auf Schüler mit niedrigem Schulbildungsniveau zu. Das geht aus der neuen Jugendbefragung ›Ausbildungsperspektiven 2025‹ der Gütersloher Bertelsmann Stiftung hervor. Für mehr als ein Viertel aller befragten jungen Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren ist der Wunsch, direkt zu arbeiten, ein wichtiger Grund, der gegen die Aufnahme einer Ausbildung spricht.

Für die Studie wurden zwischen Anfang März und Mitte April 2025 insgesamt 1.755 junge Menschen im genannten Alter repräsentativ mittels eines standardisierten Fragebogens interviewt. Von den Teilnehmern wurden 1.498 online und 257 in persönlichen Interviews befragt.

Die Befragungsergebnisse geben Rückschlüsse darauf, welche Ansatzpunkte vielversprechend sind. So führen Befragte mit niedriger Schulbildung ihre Probleme bei der Ausbildungsplatzsuche vor allem darauf zurück, dass ihnen das Schreiben einer Bewerbung schwerfällt oder dass sie nicht die geforderten Qualifikationen vorweisen können, heißt es in der Bertelsmann-Pressemitteilung.

Hoher Handlungsbedarf angesichts Fachkräftemangel

Bei den Befragten mit höherer Schulbildung sieht die Lage anders aus: Vielen von ihnen fällt es schwer, sich in der Fülle an Informationen zur Berufswahl zurechtzufinden. Hierin dürfte einer der wichtigsten Gründe dafür liegen, warum sie hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft noch zum großen Teil unentschlossen sind. Ihrer Ansicht nach müsste es, insbesondere in den Schulen, mehr Angebote zur Berufsorientierung geben, vor allem in Form persönlicher Beratung.

Der Handlungsbedarf, um deutlich mehr junge Menschen in eine Ausbildung zu bringen, ist hoch: Laut Berufsbildungsbericht besaßen 2023 rund 19 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss, das entsprach 2,86 Millionen Menschen. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlten im Vorjahr bundesweit mehr als 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte – mit erheblichen negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Zweifel an eigenen Chancen

Positiv stimmt, dass junge Menschen die Ausbildung weiterhin als beliebtesten Bildungsweg nach dem Schulabschluss betrachten: 43 Prozent der befragten Schüler streben eine Ausbildung an, 40 Prozent möchten auf jeden Fall studieren. Von den Schülern mit niedriger Schulbildung können sich sogar fast neun von zehn Befragten grundsätzlich vorstellen, in Zukunft eine Ausbildung zu beginnen. Zugleich aber schätzen die jungen Menschen mit niedriger Schulbildung ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz deutlich pessimistischer ein als der Rest. Mehr als ein Drittel von ihnen (35 %) glaubt nicht daran oder ist sich nicht sicher, dass sie einen Ausbildungsplatz bekommen werden.

Darüber hinaus dürfen die Schulabbrecher ohne Abschluss nicht vergessen werden. Auch sie sollten als Potenzial für den Ausbildungsmarkt betrachtet und gezielt unterstützt werden. Laut Nationalem Bildungsbericht beendeten im Jahr 2022 rund 52.300 Schüler die Schule ohne Abschlusszeugnis. Das entspricht einem Anteil von 6,9 Prozent (5,9 % im Jahr 2020). Zwischenzeitlich beträgt die Zahl der Beschäftigten ohne Berufsanschluss bereits an die sechs Millionen Personen.

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